Analyse: So gut verkauften sich E-Autos des VW-Konzerns

Der VW-Konzern kommt bei der Elektromobilität nicht richtig vom Fleck. In Summe haben alle Marken im ersten Halbjahr 317.200 Elektroautos verkauft, wie aus den vorläufigen Absatzzahlen zum zweiten Quartal hervorgeht. Der Anteil der E-Autos stagniert damit bei gut sieben Prozent der rund 4,4 Millionen verkauften Fahrzeuge. Auch der Absatz insgesamt lag um ein Prozent unter dem Vorjahreswert. 

Zum Vergleich: Der Elektroauto-Pionier Tesla, der dem früheren Konzernchef Herbert Diess stets als Vorbild diente, verbuchte in den ersten sechs Monaten zwar ein Minus von 6,6 Prozent, was allerdings immer noch 830.766 ausgelieferten Elektroautos entspricht.

Das ist umso beeindruckender, oder aus VW-Sicht erschreckender, wenn man bedenkt, dass die Amerikaner das mit einer Marke und fast ausschließlich mit zwei Modellen geschafft haben.

Bei den einzelnen Marken des VW-Konzerns gibt es zum Teil gravierende Verschiebungen beim E-Auto-Absatz.

Die ID-Modellen der Kernmarke VW Pkw erzielten im zweiten Quartal ein Plus von sechs Prozent. Auf dem wichtigen Markt Deutschland hat eine Leasingaktion dem ID.3 einen kräftigen Absatzschub verliehen. Im ersten Halbjahr stieg der Absatz der VW-Stromer aber nur um zwei Prozent.

Ganz anders sieht es bei Skoda aus: Der E-Auto-Absatz fiel im ersten Halbjahr um sechs Prozent, während die Marke insgesamt vier Prozent mehr Autos verkauft hat.

Das momentan einzige Elektromodell, der Enyaq, hat zwar zum Modelljahr 2024 ein Facelift bekommen, ist grundsätzlich aber schon seit vier Jahren auf dem Markt. Als SUV tritt es in einem stark umkämpften Segment an und ist deutlich teurer als der gleich große Kodiaq mit konventionellem Antrieb. Die Hoffnungen ruhen nun auf dem kleineren und günstigeren Elektro-SUV Elroq, das im Herbst auf den Markt kommen soll.

Seat und Cupra haben im zweiten Quartal mächtig aufgeholt: 11.300 E-Autos bedeuten ein Plus von 17 Prozent. Das entspricht genau dem Zuwachs, den die Marken auch bei den konventionellen Antrieben erzielt haben.

Betrachtet man das erste Halbjahr, verbuchten die beiden Marken hingegen einen leichten Rückgang um drei Prozent auf 18.300 E-Autos. Die Hoffnung dürften jetzt besonders auf dem Cupra Tavascan ruhen, der ab dem Herbst ausgeliefert wird. Gleichwohl: Weil das Modell in China gebaut wird, droht ein Strafzollaufschlag von fast 40 Prozent. 

Schlechter läuft es bei den teureren und margenstärkeren Marken. Bei Audi stagnierte der E-Auto-Absatz im ersten Halbjahr bei 76.700 Autos, was verglichen mit dem Rückgang um elf Prozent beim Gesamtabsatz noch als Erfolg gewertet werden kann.

Konkurrent BMW jedoch verkaufte im gleichen Zeitraum auf 179.557 Elektroautos und damit 34,1 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2023. Die Münchner haben mit dem iX3, dem i4 und dem i5, den es als Limousine und Kombi gibt, schon deutlich mehr Volumenmodelle mit E-Antrieb auf dem Markt.

Audi bleibt die Hoffnung auf das SUV Q6 e-tron und den A6 e-tron, die beide noch in diesem Jahr kommen sollen. Der Q8 e-tron gilt mittlerweile als technisch überholt. Weil die Nachfrage so schlecht ist, erwägt Audi die Schließung des Werks in Brüssel, wo der Oberklasse-SUV vom Band läuft

Noch schlimmer als bei Audi sieht es derzeit bei Porsche aus: Der Absatz des einzigen Elektro-Modells Taycan ist sowohl im ersten Halbjahr als auch im zweiten Quartal um etwa die Hälfte eingebrochen. Grund dafür ist das angekündigte Facelift. Bei den E-Autos sind die technischen Fortschritte so groß, dass die Kunden lieber auf das neuere Modell warten.

Wie sich der Elektro-Macan schlagen wird, bleibt abzuwarten. Im Herbst soll er auf den Markt kommen, mit deutlicher Verspätung aufgrund von Software-Problemen. Da Porsche den Verbrenner-Macan in Europa aufgrund einer Richtlinie zur Cybersicherheit einstellen musste, hängt für die Marke viel von dem neuen Modell ab.

Richtig gut läuft es hingegen bei VW Nutzfahrzeuge: Die Verkaufszahlen des ID Buzz sind im zweiten Quartal um elf und im ersten Halbjahr um 19 Prozent gestiegen. Mit der Langversion und dem GTX dürfte das Interesse weiter zunehmen, zumal die Konkurrenz bei den Elektro-Vans überschaubar ist.