VW kündigt Tarifvertrag und Beschäftigungssicherung

Das Management von Volkswagen hat den Haustarifvertrag aufgekündigt und damit einen ersten Schritt zum Ende der seit über 30 Jahren geltenden Beschäftigungssicherung bei VW unternommen. Der Volkswagen-Betriebsrat spricht von einem "Tabubruch" und erwartet jetzt ein "historisches Kräftemessen" zwischen Arbeitnehmern und VW-Chef Oliver Blume.

Mit der Kündigung des Tarifvertrages geht die VW-Spitze einen ersten Schritt hin zu betriebsbedingten Kündigungen. Das entsprechende Schreiben ging am Dienstag in der IG-Metall-Zentrale in Hannover ein.

Niedersachsens IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger sagte: „Mit einem beispiellosen Angriff auf das gemeinsame, historische Tarifwerk stellt Volkswagen die Mitbestimmung vor eine der größten Zerreißproben in der Unternehmensgeschichte."

"Es bleibt dabei: Wir werden uns gegen diesen historischen Angriff auf unsere Arbeitsplätze erbittert zur Wehr setzen. Es wird mit uns keine betriebsbedingten Kündigungen geben", schreibt VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo in einer Sonderausgabe des VW-Betriebsratsblatts "Mitbestimmen!", das der Konzernbetriebsrat wegen des Schritts des Managements an die rund 130.000 Beschäftigten in Deutschland versandte.

Klar ist: Unabhängig von der Kündigung des Haustarifvertrages ist die Arbeitnehmerseite weiter gesprächsbereit. "Betriebsrat und IG Metall fordern: Noch im September müssen alle an den Verhandlungstisch", heißt es im Betriebsratsblatt "Mitbestimmen!".

Gleichzeitig erwartet der Betriebsrat nicht, dass es im Unternehmen zeitnah zu betriebsbedingten Kündigungen kommen könnte. Grund sind entsprechende Klauseln im Tarifrecht.

Mit der Kündigung des Haustarifvertrags durch die VW-Spitze zum Ende des Jahres hätten Unternehmen und Arbeitnehmer laut IG Metall nun sechs Monate Zeit für eine neue Einigung. Erst ab Mitte 2025 könnte VW erste betriebsbedingte Kündigungen aussprechen.

Diese Phase will auch die VW-Führung um Personalvorstand Gunnar Kilian nutzen: "Dieser Zeitraum eröffnet uns jetzt die Möglichkeit, gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern Lösungen zu finden, wie wir Volkswagen nachhaltig wettbewerbs- und zukunftsfähig aufstellen", sagte der ehemalige Betriebsratssprecher der Wolfsburger.

"Wenn keine Einigung gelingt, könnte VW betriebsbedingte Kündigungen angehen. Dann stehen aber noch lange nicht gleich die ersten Kolleginnen und Kollegen auf der Straße. VW müsste in Verhandlungen über einen Sozialplan einsteigen, um die Modalitäten der Kündigungen zu regeln", schreibt der Betriebsrat des Unternehmens an seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.