VW kappt Produktionskapazitäten in Deutschland um 25 Prozent

Volkswagen-Chef Oliver Blume hat die weltweit fast 700.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Konzerns auf ein schweres zweites Halbjahr eingeschworen. In einem Call mit Analysten und Medien gab der CEO weiterhin einen harten Sparkurs vor und erläuterte konkrete Maßnahmen in den Werken.

"Es geht um Kosten, Kosten, Kosten. Besonders bei der Kernmarke Volkswagen, aber in allen unseren Marken", sagte Blume. Volkswagen hatte zuvor Halbjahreszahlen vorgelegt, die insgesamt nicht gut, aber noch besser waren als erwartet. Das operative Ergebnis fiel um 2,4 Prozent auf 5,46 Milliarden Euro.

Der Umsatz stieg trotz geringerer Verkäufe im zweiten Quartal auch dank des guten Abschneidens der Finanzdienstleistungen um 4,1 Prozent auf 83,3 Milliarden Euro. Der Gewinn fiel jedoch um 4,2 Prozent auf 3,63 Milliarden Euro.

Konzernchef Oliver Blume sagte: "Wir sind in der Mitte der Implementierung unserer Performance-Programme über alle Marken. Dabei haben wir auch Kapazitätsanpassungen vorgenommen. Organisatorisch und technisch, dabei haben wir die technischen Kapazitäten an Standorten wie Ingolstadt, Emden und Zwickau um 25 Prozent reduziert. Speziell in Deutschland bringt uns das in eine bessere Position."

Auf Nachfrage erklärte Blume: "Wir haben Maßnahmen ergriffen, um die Kapazitäten in Deutschland um 25 Prozent zu reduzieren. Dabei berücksichtigen wir auch die demografischen Effekte. Ein Beispiel ist die Umstellung von drei auf zwei Schichten, die uns effizienter macht." VW-Finanzvorstand Arno Antlitz präzisierte: "Wir haben in Deutschland die für uns sehr teuren Nachtschichten herausgenommen."

Zuletzt war die geringe Auslastung einiger deutscher Werke des Volkswagen-Konzerns verstärkt in den Blickpunkt gerückt, nachdem Audi ankündigte, wegen geringer Nachfrage nach dem dort gebauten Modell Q8 e-tron eine Schließung des Werks Brüssel zu prüfen.

Doch nicht nur Audi und Porsche als Renditebringer des Konzerns sind im zweiten Halbjahr gefordert. Vor allem die Kernmarke Volkswagen um Markenchef Thomas Schäfer steht weiter unter genauer Beobachtung von CEO Blume. Die Rendite bei VW sank laut Oliver Blume im zweiten Quartal dieses Jahres auf 2,3 Prozent. Ziel sind 6,5 Prozent schon übernächstes Jahr.

Finanzvorstand Arno Antlitz: "Wir müssen uns bei der Kernmarke Volkswagen in einen wesentlich besseren Kostenrahmen bewegen. Die Produkte sind klasse und werden vom Kunden gut aufgenommen. Wir haben eine starke Produktseite und müssen die Kosten wettbewerbsfähiger machen."

Im Rahmen des Calls mit Analysten und Medien gab der VW-Chef auch noch mal einen Einblick in die Software-Strategie des Unternehmens. "Wir arbeiten mit Xpeng bei der MEB-Architektur zusammen, mit Rivian außerhalb von China für unsere Modelle auf der SSP-Architektur", so Blume.

Dies mache Volkswagen "regional sehr flexibel". Erneut bekräftigte Blume dabei aber auch, dass für die einstige Vorzeige-Softwareschmiede Cariad eine neue, weniger zentrale Rolle vorgesehen sei. "Cariad arbeitet cross-funktional, im Bereich Infotainment, bei Konnektivität, Cloud, Data und im Backend", sagte der VW-CEO.