Xpeng: Nächster E-Auto-Hersteller aus China startet in Deutschland

Ein Geheimnis haben sie aus ihren Expansionsplänen nie gemacht: Der chinesische Elektroauto-Hersteller Xpeng will nach dem Markteinstieg in Norwegen, Schweden, Dänemark und den Niederlanden auch in Deutschland Fahrzeuge verkaufen. Jetzt hat der Hersteller neue Details zu seiner Strategie und seinen Zielen für den deutschen Markt veröffentlicht.

Bislang war nur von einem Verkaufsstart im zweiten Quartal dieses Jahres die Rede gewesen, jetzt steht fest: Ab Mai können Kunden bei den Xpeng-Vertragshändlern Autos probefahren und bestellen. Zum Start gibt es zwei Modelle in jeweils drei Ausstattungsvarianten: die sportliche Limousine P7 und das SUV-Flaggschiff G9, das zudem in einer luxuriöser ausgestatteten Launch-Edition verfügbar sein soll.

Für den P7 gibt Xpeng je nach Variante eine unverbindliche Preisempfehlung von 49.600 bis 69.600 Euro aus; beim G9 ist die Rede von 57.600 bis 69.600 Euro. Noch in diesem Jahr soll Berichten zufolge ein drittes Modell folgen, und im nächsten Jahr kommt Xpeng dann laut Deutschlandchef Markus Schrick "mit einem kleinen Fahrzeug auf den Markt".

Bei Xpeng geht man davon aus, sich mit dieser Preispolitik "sehr wettbewerbsfähig" im deutschen Markt zu positionieren. Wie wichtig Deutschland für die Strategie der Marke ist, unterstrich Vize-Verwaltungsratschef Brian Gu im Rahmen der IAA in München: "Unser Erfolg in Deutschland wird unseren Erfolg in Kontinentaleuropa bestimmen."

Dabei setzt Xpeng auf ein Vertragshändler-System. Zum Verkaufsstart im Mai gibt es laut Mitteilung zwölf Händler an 24 Standorten. "Bis Ende des Jahres sollen es doppelt so viele und bis 2026 circa 60 Händler mit 120 Standorten sein", beziffert Schrick die Wachstumspläne: "Kein Kunde soll mehr als 150 Kilometer zu einem Standort fahren müssen."

Den Partnern verspricht Schrick überschaubare Anfangsinvestitionen und eine "gute zweistellige Marge". Im Service-Geschäft baut Xpeng auf eine europäische Ersatzteil-Logistik mit einem eigenen Deutschland-Lager.

Zu den Absatzzielen in Deutschland macht der Hersteller bislang keine Angaben. Zur Einordnung: Im Gesamtjahr 2023 lieferte Xpeng laut Geschäftsbericht global 141.601 Neuwagen aus. Das waren zwar 17 Prozent mehr als im vorangegangenen Jahr, aber weniger als die anvisierten 200.000 Stück. Mit großen Stückzahlen ist in Deutschland anfangs also wohl nicht zu rechnen.

Allerdings: Brian Gu geht für dieses Jahr von einem deutlichen Sprung aus. Dem amerikanischen Sender CNBC sagte er im Januar: "Wir gehen davon aus, dass wir im Jahr 2024 viel schneller wachsen werden als die Branche, was bedeutet, dass wir unseren Marktanteil ausbauen können". Seine Hoffnung ruht dabei auch auf dem neuen Modell X9, von dem er sich in China "sehr hohe Gewinnspannen" verspricht.

Xpengs Expansionspläne fallen jedoch in eine Zeit, in der die Europäische Union Strafzölle gegen E-Auto-Importe aus China auf den Weg bringt. Dahinter steht der Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung: Die entsprechenden Hersteller hätten Vorteile gegenüber europäischen Unternehmen durch unverhältnismäßige Subventionen des chinesischen Staates.

Womöglich könnten Importzölle auch noch rückwirkend erhoben werden. Dazu werden chinesische E-Autos seit dem 7. März für eine Dauer von neun Monaten zollamtlich erfasst. Bis November soll in der Antisubventionsuntersuchung der EU eine Entscheidung fallen.

In China wiederum hat der Volkswagen-Konzern vergangenes Jahr eine Zusammenarbeit mit Xpeng beschlossen: Für rund 700 Millionen US-Dollar (650 Millionen Euro) steigt VW bei dem Hersteller ein und erhält dafür knapp fünf Prozent der Anteile. Die Absicht ist, bis 2026 gemeinsam zwei Elektro-Mittelklassemodelle auf den chinesischen Markt zu bringen, auf dem sich VW mit seinen Fahrzeugen bislang schwer tut. 

Die im Rahmen der Partnerschaft produzierten Autos sollen das VW-Logo tragen und auf einer gemeinsam entwickelten Plattform stehen. Skaleneffekte beim Einkauf sollen die Herstellungskosten drücken. Das erste VW-Xpeng-Modell soll ein Elektro-SUV werden.