Zulieferer:"Übertrifft die schlimmsten Zeiten der Pandemie"

Der europäische Zuliefererverband CLEPA schlägt am Tag der Eröffnung der europäischen Zulieferermesse IZB Alarm. Der Stellenabbau in der Branche werde sich noch verstärken, wenn nicht politisch gegengesteuert werde, warnt der Verband.

Seit 2020 seien bereits rund 86.000 Arbeitsplätze in der Branche in Europa verloren gegangen, rechnet der CLEPA vor. Auch "netto" – also unter Berücksichtigung neuer Jobs in neuen Arbeitsfeldern – übersteige der Verlust von Stellen bei weitem den Zugewinn.

"Trotz der Prognosen, dass bis 2025 mehr als 100.000 neue Arbeitsplätze geschaffen würden, ist in der Realität ein Nettoverlust von fast 56.000 Stellen zu verzeichnen". Allein zwischen Januar und Juli 2024 seien weitere 32.000 Stellenstreichungen angekündigt worden.

"Das übertrifft die schlimmste Zeit der Pandemie und macht deutlich, dass die größten Auswirkungen auf die Beschäftigung wahrscheinlich noch vor uns liegen", erklärt CLEPA-Generalsekretär Benjamin Krüger.

Mit Abstand am stärksten betroffen sei Deutschland, was nicht verwundert angesichts des Umfanges der deutschen Automobilzuliefererindustrie.

59 Prozent aller Arbeitsplatzverluste in der Branche in Europa fallen laut CLEPA auf Unternehmen in Deutschland. Dort seien seit 2020 bis zum heutigen Tag rund 52.000 Arbeitsplätze verloren gegangen.

An diesem Dienstag beginnt in Wolfsburg die Zuliefereresse IZB. VW-Beschaffungsvorstand Dirk Große-Loheide hat vor der Messe Stellung bezogen zu der Krise in der Branche und sich besorgt gezeigt angesichts zunehmender Insolvenzen. Er kündigte an, die Zusammenarbeit mit den Lieferanten noch weiter zu intensivieren.

Der Verband nennt auch die drei wichtigsten Gründe, die aus seiner Sicht für die Jobverluste verantwortlich sind: Sinkende Nachfrage, steigende Produktionskosten und verzögerte Investitionen in neue Technologien.

Diese zögerlichen Investitionen seien auf eine zu geringe Profitabilität des Geschäfts zurückzuführen. "Die Rentabilität in der Zulieferindustrie reicht nach wie vor nicht aus, um die kritischen Investitionen zu finanzieren, die für den umweltfreundlichen und digitalen Wandel in Europa erforderlich sind, und bedroht die Innovationsführerschaft in der Automobilindus," so der Verband.

Der CLEPA drängt nun auf ein entschlossenes Gegensteuern der europäischen wie der nationalen Politik in der EU: „Die jüngsten Daten sind ein klarer Weckruf. Die Automobilindustrie, ein Eckpfeiler der europäischen Wirtschaft, steht vor einem Wendepunkt," so Generalsekretär Krieger. "Wir brauchen eine Neukalibrierung der Rechtsvorschriften."

Erneut fordert der Verband deshalb die Abkehr von der Fokussierung der Politik auf das batterieelektrische Auto. "Wir müssen die CO2-Normen technologieoffen gestalten, einen fairen Zugang zu Fahrzeugdaten gewährleisten und die Wirtschaft und Wettbewerbsfähigkeit der EU insgesamt stärken." Ohne entschlossenes Handeln lautet Europa Gefahr, seine Führungsrolle in der Automobilbranche zu verlieren.