4screen macht das Navi zur Plattform

Das Navigations­system im Auto liefert bei nahezu jedem Hersteller die immer gleichen Elemente aufs Display. Ein Symbol mit Messer und Gabel steht für Rasthöfe oder Restaurants, eine Zapfsäule für Tank­stellen, ein großes P zeigt Park­möglichkeiten an. Zweckmäßige Monotonie prägt die Displays in den Fahrzeugen. Das Münchner Start-up 4screen will dies ändern und mehr Interaktion ermög­lichen.

„Was wir anbieten, haben wir von Grund auf neu entwickelt und ist revolutionär in der Automobilindustrie. Wir sind die erste Driver-Interaction-Plattform, die eine Brücke zwischen Automobilherstellern, Fahrern und aller Art von Geschäften schlägt“, sagt 4screen-Mitgründer und CEO ­Fabian Beste.

Die Idee: Das junge Unternehmen bringt Werbekunden mit Herstellern und schließlich Autofahrern zusammen und nutzt die Anzeige des Navigationssystems als Plattform, um aktuelle Marketing-Inhalte und Informationen auszuspielen.

Beste: „Ab einer Software-­Generation, die ungefähr bis 2018 zurückreichen kann, sind wir per Update quasi nachrüstbar und verbessern die User Experience bei Fahrzeugen, die bereits verkauft wurden. Aktuell kommen täglich Zigtausende Autos auf elf Märkten in Europa und den USA mit 4screen-Technologie ­dazu.“

Zu den Kunden gehören unter anderem schon Mercedes-Benz, Audi, Škoda, Hyundai-Kia und Toyota. Auch Gespräche mit ­chinesischen Herstellern laufen derzeit. In der Praxis funktioniert 4screen für den Kunden im Fahrzeug so: Statt des simplen Symbols mit einer Zapfsäule für eine Tankstelle entlang der Route zeigt das Navigationssystem mit der 4screen-Technologie ein vom Auftraggeber gewähltes Symbol an und verknüpft gezielt aktuelle Marketingaktionen mit der Routenführung. So kann ein Tankstellenbetreiber gratis Kaffee zu jedem Besuch anbieten und den Autofahrer so gezielt entlang der Route an seine Station lotsen.

Die Informa­tionen zur Werbeaktion werden über das Navigationssystem ­ausgespielt. Über Umfang und ­Dichte der Angebote kann jeder Hersteller entscheiden. Die Software von 4screen lässt sich dafür beliebig anpassen und wird als White-­Label-Lösung unsichtbar in die Software integriert. Auch Bundesligist VfB Stuttgart setzt auf die Software und spielt mit 4screen unter anderem Sonderangebote für den Fanshop an Mercedes-Benz-Kunden aus, die mit ihrem Fahrzeug nahe am Shop vorbeifahren.

Interessant für die OEMs ist außerdem: Die Integration von 4screen in die Fahrzeuge ist kostenlos. CEO Beste sagt: „Hersteller zahlen kein Geld für die Nutzung der 4screen-Software. Unser Erlösmodell basiert auf erfolgreichen Nutzerinteraktionen zwischen Autofahrern und den lokalen Geschäften.“

Das bedeutet: Das Start-up analysiert genau, wie viele Werbebotschaften und Marketingaktionen wirklich auf die Displays ausgespielt wurden und berechnet dann die Kosten für Werbekunden. „Dieser Grundmechanismus funktioniert für alle Arten von Geschäften, bis hin zu Fußball­vereinen, Veranstaltungen oder den Autohändlern selbst“, sagt der Gründer.

Aktuell hat das junge Unter­nehmen über 80 Beschäftigte und will weiter wachsen. Meh­rere Investoren sind schon auf 4screen aufmerksam geworden. Bei einer ­Series-A-Finanzierung im April 2023 sammelte das Start-up 21 Millionen Euro ein. Auch Ex-VW-Konzernchef Matthias Müller und Ex-Audi-Chef Bram Schot steckten bereits Geld in die Idee.

Bis zum Automobilwoche Kongress am 6./7. November in Berlin stellen wir Start-ups vor, die die Welt des Autos verändern. Erleben Sie die Gründer live auf dem Kongress. Die Auswahl hat die Redaktion der Automobilwoche gemeinsam mit McKinsey getroffen. 

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