Mexico City/San José Chiapa. Im Zuge ihrer Internationalisierungsstrategie erweitert die VW-Tochter Audi ihr Produktionsnetzwerk um ein weiteres Werk. Am Standort San José Chiapa im mexikanischen Bundesstaat Puebla wurde der Grundstein für den 13. Standort gelegt. "Die Entscheidung für unser erstes Audi-Werk in Nordamerika war meinen Vorstandskollegen und mir ein großes Anliegen“, sagte Audi-Vorstandschef Rupert Stadler. "Ich halte es für außerordentlich wichtig, auf diese Weise die dritte Säule unseres Absatzes neben Asien und Europa strategisch zu stärken.“
20 Kilometer vom neuen Standort in Mexiko entsteht ein neuer Zuliefererpark. 120 Unternehmen aus den USA, Mexiko, Asien und Europa wurden in Zuge eines Lieferantentages von Audi über das Mexiko-Projekt informiert. Stadler hofft auf "zahlreiche Ansiedlungen aus der europäischen Zulieferindustrie“ und kündigte bei der Grundsteinlegung an, bis Ende des Jahres für den Q5 "ein Beschaffungsvolumen von zwölf Milliarden Euro“ zu vergeben. Das Unternehmen hat sich verpflichtet, für das SUV mindestens zwei Drittel der Wertschöpfung in Mexiko zu schaffen. In dem Land existiere bereits eine "exzellente Lieferantenstruktur“, weil viele Autohersteller hier seit Jahrzehnten produzieren, sagte Stadler, der auch auf den Erfahrungsschatz der VW-Mutter zurückgreifen will, die sich 60 Kilometer entfernt vom Audi-Standort bereits 1964 in Puebla angesiedelt hat. Im neuen Mexiko-Werk soll ab Mai 2016 das SUV Q5 vom Band laufen. Wie Automobilwoche bereits berichtete, wird voraussichtlich ab 2017 auch das größere SUV Q6, das auf demselben Baukasten basiert, in San José Chiapa gebaut. Das wird von Audi offiziell nicht bestätigt, Stadler sagte aber jetzt, dass ein Q6 grundsätzlich "noch Platz in Mexiko" habe. Der Hersteller hat sich in San José Chiapa mit einer Fläche von rund 400 Hektar ausreichend Platz gesichert, um die Fabrik noch erheblich ausbauen zu können. Das Werk benötigt zum Start nur ein Zehntel dieser Fläche. "Das Gelände können wir problemlos erweitern“, so Stadler.Audi-Chef Stadler auf Einkaufstour in Mexiko
Audi setzt verstärkt auf Geländewagen. Weltweit ist derzeit jedes vierte Fahrzeug der Marke mit den vier Ringen ein SUV. "Bis 2020 soll es jedes dritte sein“, sagte Stadler. Vom Q5 wurden 2012 mehr als 200.000 ausgeliefert, davon wurden rund 120.000 in Ingolstadt, etwa 80.000 in China produziert.
In Mexiko hat Audi im vergangenen Jahr knapp 9500 Autos verkauft, bis 2020 plant der Audi-Chef mit einem Absatz von 15.000. "In ganz Nordamerika verfolgen wir einen starken Wachstumskurs“, sagte Stadler vor Journalisten in Mexico City. "Zum Ende des Jahrzehnts geht bereits jeder siebte Audi aus unserer weltweiten Produktion nach Nordamerika.“ 2020 will er mehr als 300.000 Autos in ganz Nordamerika absetzen, davon rund 200.000 in den USA. In diesem Jahr plant er, erstmals mehr als 150.000 Fahrzeuge in den Staaten zu verkaufen. Nach der Limousine A4 ist der Q5 das meistverkaufte Auto in den USA. "Ein Viertel der Jahresproduktion an Q5 aus unserem neuen Werk wird in die USA gehen“, so Stadler. Audi plant zu Beginn mit einer Jahreskapazität von 150.000 Einheiten. Er kündigte an, auch den Vertrieb in Nordamerika auszubauen: "Allein unsere Händler in den USA werden 600 Millionen US-Dollar in Audi-Terminals, also in Händlerbetriebe investieren.“Audi hatte bereits angegeben, in Mexiko 3800 Stellen zu schaffen. "Insgesamt rechnen wir mit mittelfristig mit bis zu 20.000 direkten und indirekten Arbeitsplätzen“, sagte Stadler. Die sieht er neben der Zuliefer-Industrie auch in der Baubranche und in der Hotellerie. Der Autobauer hat bislang mehr als 900 Millionen Euro in das Werk investiert.Neben Mexiko plant Stadler in verschiedenen Ländern den Ausbau der Produktion. Im Juni dieses Jahres eröffnet die erweiterte Fabrik im ungarischen Györ, die zum Vollwerk ausgebaut wurde. Dort wird die A3 Limousine gefertigt. Im russischen Kaluga werden seit diesem Jahr Limousinen und Q-Modelle montiert. Gegen Jahresende wird das zweite Audi-Werk im Reich der Mitte, im südchinesischen Foshan, mit einer Kapazität von 200.000 Einheiten in Betrieb gehen.Audi unterstreicht mit seinem neuen Werk in Mexiko seine ambitionierten Wachstumsziele. Noch liegt die Volkswagen-Tochter, die spätestens 2020 weltweit mehr als zwei Millionen Fahrzeuge verkaufen will, beim Nordamerika- Absatz deutlich hinter den Rivalen BMW und Mercedes. Mithilfe des Standorts im Bundesstaat Puebla will Audi-Chef Rupert Stadler den Rückstand verringern. Er hatte bereits Anfang des Jahres angekündigt, die "vielfältigen Freihandelsabkommen zu den nord- und südamerikanischen Märkten und nach Europa" verstärkt zu nutzen. "Unser geplantes Werk in Mexiko wird unsere Rolle im US-Markt stärken", hatte Vertriebschef Luca de Meo kürzlich gesagt. Audi hatte im September vergangenen Jahres bekannt gegeben, ein Werk in San José Chiapa zu errichten.
Volkswagen produziert bereits seit 1967 in Puebla. Laut dem Gouverneur von Puebla, Rafael Moreno Valle, ist die Autobranche in dem Bundesstaat der Hauptproduktionszweig vor der Lebensmittelindustrie. Der Politiker versucht mit verschiedenen Maßnahmen, weitere Unternehmen aus der Autoindustrie nach Puebla zu locken. So wird derzeit die Infrastruktur rund um den Audi-Standort, der rund 60 Kilometer südöstlich von Puebla-Stadt liegt, ausgebaut. Die Regierung bindet den Ort an zwei Autobahnen an, auch der Schienenverkehr wird erweitert. Moreno Valle wirbt zudem mit einem stabilen Wirtschaftswachstum von jährlich bis zu fünf Prozent und gut ausgebildeten Fachkräften. Der Gouverneur versucht auch, potenziellen Investoren die Angst vor möglichen Verbrechen zu nehmen: Puebla habe die geringste Kriminalitätsrate in ganz Mexiko, die Sicherheitslage sei stabil.