München. BMW-Chef Norbert Reithofer wehrte sich auf der heutigen Hauptversammlung (14.5.) gegen die neuesten CO2-Forderungen der EU. Er sprach sich in seiner Rede an die Aktionäre aber klar für Elektromobilität aus, auch um die gesetzlichen CO2-Vorgaben weltweit erfüllen zu können. In Europa gilt für 2020 ein Flottenwert von 95 Gramm CO2 pro Kilometer. "Dieses Ziel erfordert Milliarden Investitionen, vor allem von den deutschen Automobilherstellern." Der BMW-Chef fordert von der Politik "verlässliche Rahmenbedingungen. Jetzt kommt das Europaparlament schon wieder mit neuen Forderungen: 68 bis 78 Gramm CO2 pro Kilometer für das Jahr 2050 – das ist politisches Wunschkonzert." Diese Forderung habe "mit technischer Analyse oder Machbarkeit nichts, aber auch gar nichts, zu tun".
"Die EU muss wissen, was sie will", rief Reithofer den Aktionären zu. "Sie fordert alternative Antriebe. Im Gegenzug rechnet sie diese den Herstellern aber nur mit einem Faktor von 1,5 an. In China gilt Faktor fünf. In den USA Faktor zwei. Verkehrte Welt." Für den Industriestandort Deutschland und Europa sei diese Forderung nicht nachvollziehar und kontraproduktiv. "Europa befindet sich derzeit nicht in einer Position der Stärke, um sich eine solche Abkopplung von unseren Wettbewerbern leisten zu können."BMW-Chef Reithofer wehrt sich gegen EU-Forderung
Reithofer kündigte auf der Hauptversammlung zudem umfangreiche Aufwendungen für neue Technologien, Modelle und für das Produktionsnetzwerk an. "Wir bereiten damit den nächsten Wachstumsschritt vor und stärken die Zukunftsfähigkeit der BMW Group", sagte er vor den Aktionären in der Münchner Olympiahalle.
In das geplante neue Werk im brasilianischen Bundesstaat Santa Catarina will BMW in den kommenden Jahren mehr als 200 Millionen Euro investieren. "Wir planen dort eine Kapazität von rund 30.000 Fahrzeugen pro Jahr und schaffen über 1000 Arbeitsplätze", so Reithofer. Auch die Entwicklungskosten sollen in diesem Jahr steigen, BMW plant für 2013 elf neue Modelle, bis Ende 2014 sollen es insgesamt 25 neue Fahrzeuge sein, zehn davon ohne Vorgänger.Reithofer will darüber hinaus in Submarken wie die Öko-Marke BMWi investieren sowie in "etablierte und aufstrebende Märkte". Er möchte eine zu große Abhängigkeit von einzelnen Regionen vermeiden und setzt daher "weiter auf eine ausgewogene Absatzverteilung in den drei Weltregionen Europa, Amerika, Asien". Im vergangenen Jahr waren die USA mit einem Anteil von 18,9 Prozent am Gesamtabsatz der größte Markt von BMW, gefolgt von China mit 17,7 Prozent und Deutschland mit 15,6 Prozent.Trotz des teilweise schwierigen wirtschaftlichen Umfelds hält Reithofer an den angekündigten Wachstumszielen für das laufende Jahr fest. Beim Konzernabsatz "streben wir einen neuen Bestwert an. Das Konzernergebnis vor Steuern soll in der Größenordnung des Vorjahres liegen." Im Auto-Segment will BMW eine EBIT-Marge zwischen acht und zehn Prozent erreichen.BMW hatte gestern (13.5.) die Absatzzahlen für den Monat April bekannt gegeben. Der Konzern hat in diesem Monat mehr als 155.000 Autos verkauft, 6,8 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Seit Januar waren es mehr als 603.000 Stück – ein Plus von 5,7 Prozent.
Vertriebsvorstand Ian Robertson sieht den Autobauer BMW auf dem besten Weg zu einer neuen Bestmarke beim Absatz. Robertson zeigte sich zuversichtlich, dass der Schwung in den kommenden Monaten weiter anhalten werde. Die Münchner konnten vor allem im Wachstumsmarkt China zulegen, um gut elf Prozent. In den USA stieg der Absatz um mehr als acht Prozent. Auch hierzulande konnte BMW um fast drei Prozent zulegen. Bei den Modellen trieben vor allem der Kompakt-SUV X1 sowie die Dreier- und Fünfer-Reihe den Absatz mit zweistelligen Zuwächsen.Dass BMW sich auch langfristig gut aufgestellt sieht, zeigen die Planungen für den Ausbau des Forschungs- und Innovationszentrums (FIZ): Der Hersteller hat den Masterplan "FIZ Future 2050" ins Leben gerufen. Laut diesem Plan will BMW die Büroflächen des Forschungszentrum um bis zu 80 Prozent erweitern, ein Ausbau um bis zu 800.000 Quadratmetern ist angedacht, insgesamt sollen so zwischen 10.000 und 15.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Derzeit arbeiten im FIZ rund 20.000 BMW-Angestellte und etwa 10.000 Beschäftigte von Zulieferern.