München. BMW richtet seinen Service Connected Drive neu aus und will die Vernetzung von Fahrer, Auto und Umwelt vorantreiben. Die neuen und erweiterten Dienste sollen mit einer im Fahrzeug integrierten SIM-Karte für alle BMW-Modelle verfügbar sein. Bislang sind die Fahrzeuge nur mit einer SIM-Karte ausgestattet, wenn Connected Drive oder der Notruf eCall beim Kauf gebucht wurden. Künftig will BMW den Notruf mit automatischer Ortung und Unfallerkennung in nahzu allen Märkten und Baureihen serienmäßig anbieten.
BMW offeriert Connected Drive derzeit in elf Märkten, noch in diesem Jahr "wird das Angebot auf weiteren 14 Märkten ausgerollt", kündigte Elmar Frickenstein, Leiter Elektrik und Elektronik, auf einer BMW-Veranstaltung in München an. 2014 sollen weitere zwölf Länder folgen. Sein Ziel: Er will bis 2017 weltweit rund fünf Millionen BMW-Fahrzeuge über die eingebaute SIM-Karte vernetzen. Langfristig soll Connected Drive in mehr als 40 Märkten verfügbar sein.Im Zuge der Neuausrichtung verzichtet der Autohersteller auf seine bisherigen Paket-Lösungen und lässt den Kunden unter sämtlichen Mobilitätslösungen wählen. Bislang legt der Kunde für ein Paket, das Navigationsgerät, Telefonie-Anbindung sowie Smartphone- und App-Schnittstelle umfasst, 3410 Euro hin. Jetzt kann der Kunde auch ohne Navigationsgerät auf weiterführende Vernetzungsmöglichkeiten zurückgreifen. So kostet ein Smartphone-App-Angebot über eine Laufzeit von drei Jahren 350 Euro. Mit günstigeren Preisen will BMW junge Kunden ansprechen, sogenannte "Young digital natives", erklärt Tobias Flenker, Produktmanager Connected Drive, im Gespräch mit Automobilwoche. Gerade für die jungen Kunden bietet BMW künftig noch mehr Flexibilität: So können die einzelnen Services für einen begrenzten Zeitraum gebucht werden – etwa für einen Monat oder ein Jahr. "Wir verfolgen den Try-and-Buy-Gedanken", sagt Simon Euringer, Leiter Entwicklung Connected Drive. "Wir halten die Einstiegsschwelle so niedrig, dass man Lust bekommt, einen neuen Dienst auszuprobieren." Zudem gilt die Individualisierung der Dienste zum ersten Mal auch für den Zweitbesitzer und für gebrauchte Fahrzeuge, die durch Updates auf dem neuesten Stand gehalten werden können. So kann der nächste Besitzer vernetzte Dienste beispielsweise nachbuchen oder übernehmen.BMW stellt Connected Drive neu auf
Um mehr Fahrer für die App-Auswahl zu interessieren, hat der Münchner Autobauer einen Einkaufsshop, den Connected-Drive-Store, entwickelt. Der Kunde kann sowohl während der Fahrt in seinem Auto als auch daheim über sein Smartphone oder das Internet Fahrzeug-Apps auswählen und buchen. Der Store zeigt neben dem Service-Angebot auch die Kosten sowie die Gesamt- und Restlaufzeiten der gekauften Dienste an. Maximal fünf Minuten nach der Buchung wird der betreffende Service freigeschaltet. Der Hersteller führt den Store Ende des Jahres in einem europäischen Land ein. Wie Automobilwoche erfuhr, wird es voraussichtlich Belgien sein, das wurde aber noch nicht offiziell beschlossen. Weitere Märkte folgen 2014.
BMW bietet ab Juli dieses Jahres in fünf Ländern – Deutschland, Großbritannien, Niederlande, Frankreich und Italien – die neue Sonderausstattung "Online Entertainment" an, in Spanien folgt sie ein halbes Jahr später. Der Fahrer kann damit Cloud-basierte Infotainment-Angebote direkt im Auto beziehen, ohne sein Smartphone zu benutzen. Mit der Sonderausstattung, für die der Kunde im ersten Jahr 390 Euro zahlt, erhält er eine Musik- und Datenflatrate, über die er mehr als zwölf Millionen Musiktitel und rund 250 Musik-Kanäle nutzen kann – allerdings nur in den genannten sechs europäischen Ländern. Nach dem Einstiegsjahr zahlt der Kunde für diesen Dienst jährlich 220 Euro – "mit dem privaten Smartphone wäre dieser Service im Ausland mit erheblichen Kosten verbunden", heißt es bei BMW.Bald über den Connected-Drive-Store zu beziehen ist der Dienst Realtime Traffic Information RTTI, der in Echtzeit vor Staugefahr warnt. Das optional erhältliche Verkehrssystem nutzt die Datenübertragung per Mobilfunk mithilfe der im Auto eingebauten SIM-Karte. Für die Datenerfassung werden GPS-Daten von Flotten, Mobilfunkgeräten, Straßensensoren oder kommunalen Leitsystemen genutzt. Eine sogenannte "Live-Staukarte" markiert in verschiedenen Farben den Verkehrsfluss und warnt vor Baustellen oder Unfällen. Die Aktualisierung erfolgt minütlich und gilt für Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Italien, im Juli kommen zwölf weitere Länder hinzu.Der Hersteller hat für sein erstes Elektroauto i3, das im November auf den Markt kommt, spezielle Zusatzdienste entwickelt, wie einen Reichweiten-Assistenten, einen Überblick über Ladestationen, eine Routenberechnung für Elektrofahrzeuge und die Anbindung an öffentliche Verkehrssysteme. Mit der BMWi Remote App kann der Fahrer seine Route per Smartphone vorbereiten. Mithilfe der Applikation kann er auf Fahrzeugdaten und alle Informationen rund um die geplante Strecke zurückgreifen. Eine Status-Checkliste zeigt an, wo das Auto steht und welche Ziele im Umkreis mit dem aktuellen Ladezustand erreichbar sind. Der Innenraum des Fahrzeugs kann zudem vor der Abfahrt klimatisiert, der Hochvoltspeicher vortemperiert werden. Ist der i3 an eine Ladestation oder BMW-Wallbox angeschlossen, kann der Besitzer das Laden auf günstige Zeiten, zum Beispiel nachts, einstellen.