Leipzig. Der Autohersteller BMW will mit den Elektroautos seiner neuen Umweltmarke BMWi "neue Zielgruppen für das Unternehmen erschließen und sich noch stärker als nachhaltiges und zukunftsorientiertes Unternehmen positionieren". Das sagte der neue Produktionsvorstand Harald Krüger vor Journalisten am Rande einer Veranstaltung in Leipzig. Die wichtigsten Märkte für den BMW i3 seien neben Europa die USA und Kanada, China sowie Japan. In Europa sieht Krüger neben Deutschland das größte Absatzpotenzial in Großbritannien, Frankreich, Belgien, den Niederlanden und der Schweiz. Krüger verantwortet seit dem 1. April das Produktionsressort, sein Vorgänger Frank-Peter Arndt hatte das Unternehmen kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen verlassen.
BMW wird voraussichtlich im November das erste Modell der BMWi-Familie, den Elektrowagen i3, auf den Markt bringen. Die neuen Elektrofahrzeuge sollen BMW dabei helfen, die langfristigen gesetzlichen Vorgaben für den CO2-Ausstoß in den EU und anderen Märkten wie China oder den USA zu erreichen. Mit dem i3 präsentiert der Hersteller erstmals ein Serienfahrzeug mit einer Karosserie, die komplett aus Carbon besteht. Produktionschef Krüger verwahrte sich gegen die immer wieder laut werdende Kritik, das Projekt werde sich wegen des zwar leichten, aber sehr teuren Werkstoffs Carbon nicht rechnen. "Wir gehen davon aus, dass wir vom Serienstart an mit dem BMW i3 Geld verdienen werden. BMWi wird dazu beitragen, das Versprechen der BMW Group gegenüber ihren Shareholdern einzulösen: langfristige Profitabilität und eine langfristige Rendite von acht bis zehn Prozent im Segment Automobile." Der Produktionsvorstand kündigte darüber hinaus an, CFK auch in künftigen BMW-Modellen einzusetzen.Laut Krüger hat BMW bislang 655 Millionen Euro in die CFK-Standorte sowie in die E-Mobilität-Standorte Dingolfing und Landshut investiert. Branchenkenner schätzen, dass der Hersteller insgesamt bis zu 1,5 Milliarden Euro in das komplette Project i gesteckt hat, das 2007 gestartet ist. "Die Einmalaufwendungen für die BMWi-Entwicklung und Produktion haben wir in den vergangenen Jahren bereits verkraftet", so Krüger. "Und die waren die erfolgreichsten der BMW Group." Zudem seien die im i3 eingesetzten Speicher und Batterien für den Hersteller nicht so teuer wie in der Branche angenommen werde: "Durch das geringe Fahrzeuggewicht, das wir durch den Einsatz von CFK erreichen, brauchen wir keine so hohe Batterieleistung", so Krüger. CFK wiegt nur halb so viel wie Stahl und ist rund 30 Prozent leichter als Aluminium.BMW-Vorstand Krüger: "Wir verdienen mit jedem i3 Geld"
Mit verschiedenen Maßnahmen versucht der Hersteller, die hohen Kosten für Carbon wieder auszugleichen. So hat BMW die Taktzeiten für die Fertigung von CFK-Komponenten um 30 Prozent gesenkt. Zudem fallen hohe Investitionen für ein konventionelles Presswerk, die Karossielackierung und den Korrosionsschutz bei der neuen Fertigungsweise mit Carbon weg. Bei dieser Art der Autoproduktion werden Carbonfasern zu Gelegen verarbeitet, die dann in einen speziellen Verfahren mit Harz imprägniert und anschließend ausgehärtet werden. Positiv für die Profitabilität der CFK-Fahrzeuge wirkt sich laut Krüger zudem aus, dass BMW im Vergleich zur herkömmlichen Fertigung in der Karosserie mit einem Drittel der Bauteile auskommt. "Wir brauchen für den Karosseriebau nur die halbe Produktionsfläche."
Obwohl der Hype um das Thema Elektromobilität sichtlich abgenommen hat, gibt man sich bei BMW zuversichtlich, mit dem Elektromobil i3 erfolgreich zu sein. Krüger gab zu, dass bei den Kunden beim Thema Reichweite "nach wie vor eine gewisse Skepsis" zu spüren sei. "Wir sind überzeugt: Der BMW i3 ist alltagstauglich", versicherte er. Testkunden im elektrischen Mini und im BMW ActiveE haben mittlerweile insgesamt mehr als 20 Millionen Kilometer zurückgelegt. "Unsere Erfahrung mit den Testflotten zeigt: Eine Reichweite von 150 Kilometern ist für die weit überwiegende Mehrheit der Kunden völlig ausreichend." Im Schnitt betrage die tägliche Fahrstrecke weltweit nur 40 bis 50 Kilometer. BMW bietet eine Reichweite von 130 bis 160 Kilometer an und offeriert den i3 zudem mit einem Range Extender.Gebaut werden die i-Modelle in Leipzig. Anfang 2014 folgt der Sportwagen i8, ausgestattet mit einem Plug-in-Hybrid. BMW hat sich bei der i-Familie Nachhaltigkeitsziele gesetzt, die sich über die gesamte Wertschöpfungskette erstrecken. Im Vergleich zur Produktion der aktuellen Fahrzeuge konnten bei der i-Fertigung 50 Prozent Energie und 70 Prozent Wasser eingespart werden – Hauptgrund dafür ist, dass die typische Lackiererei mit Tauchbecken und hohem Wasserverbrauch komplett wegfällt.