Stuttgart. Bosch plant, seine Anteile an der ZF Lenksysteme GmbH (ZFLS) auf hundert Prozent zu erhöhen. Am Montag unterzeichneten die Zulieferer Robert Bosch und ZF Friedrichshafen einen entsprechenden Vertrag. Bislang ist das Unternehmen mit Sitz in Schwäbisch Gmünd ein paritätisches Gemeinschaftsunternehmen von Bosch und ZF. Mit mehr als 13.000 Mitarbeitern in acht Ländern entwickelt, produziert und vertreibt ZFLS weltweit Lenksysteme für Personenwagen und Nutzfahrzeuge. Im Jahr 2013 betrug der Umsatz rund 4,1 Milliarden Euro. Mit insgesamt 20 Standorten ist das Unternehmen auf den wichtigsten Automobilmärkten der Welt vertreten. Neben den Standorten in Europa, den USA und China produziert ZFLS auch in Indien, Brasilien sowie Malaysia. Die Transaktion steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Kartellbehörden. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.
„Mit der kompletten Übernahme von ZFLS stärkt Bosch seine Position für eine aktive Gestaltung der Zukunft der Mobilität. Das Unternehmen ist einer der Technologieführer im Zukunftsfeld Elektrolenkung und gerade diese ist Basistechnologie für automatisiertes Fahren, für effizientere Fahrzeuge und auch für Elektroautos", sagte Volkmar Denner, Vorsitzender der Geschäftsführung von Bosch. "Bisher haben wir Gas gegeben und konnten bremsen", sagte der Chef von Boschs Kfz-Sparte, Wolf-Henning Scheider, am Montag in Stuttgart. "Jetzt können wir auch noch lenken."
„ZFLS ist seit 1999 stark gewachsen und hat sich auch durch die gute Zusammenarbeit von Bosch und ZF sehr erfolgreich entwickelt. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von ZFLS möchte ich für ihr Engagement in den vergangenen Jahren herzlich danken", sagt Stefan Sommer, Vorstandsvorsitzender von ZF Friedrichshafen. „Um den Anforderungen eines immer dynamischeren Umfelds auch künftig gerecht werden zu können, haben sich Bosch und ZF dazu entschlossen, die Eigentümerstruktur von ZFLS zu ändern."
ZF Friedrichshafen kann das Geld gut gebrauchen. Der Autozulieferer lotet derzeit eine Übernahme des US-Zulieferers TRW aus und will damit in die Liga der weltweit drei größten Zulieferer aufsteigen. TRW bietet ebenfalls Elektrolenkungen an. "Wir müssen ZF Lenksysteme nicht verkaufen, um uns die Übernahme leisten zu können", sagte ein Sprecher.
Branchenkenner schätzen aber, dass Bosch für die verbleibenden Anteile an ZF Lenksysteme einen hohen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag bezahlt hat. Dass Bosch ZF bei der Übernahme von TRW durch den Kauf Steine in den Weg legen wollte, verneinte Konzernchef Denner. "Ich bejahe Wettbewerb", sagte er. (kfl/dpa)