Berlin. Für die Autohersteller und deren Zulieferer könnten es in den kommenden Jahren ungemütlicher auf dem chinesischen Markt werden. Jochen Siebert, Geschäftsführer der Unternehmensberatung JSC Automotive Consulting in Schanghai rechnet damit, dass es dort „in etwa drei Jahren“ zu einer Finanzkrise kommen könnte. Es gebe auch Kreditinstitute und Ratingagenturen, die ein solches Szenario schon im kommenden Jahr für möglich halten, so der China-Experte.
Deutsche Unternehmen die sich im dem Riesenreich engagieren, sollten darauf reagieren, indem sie ihre Kapazitäten dort möglichst flexibel aufbauen. Siebert hält Zeitarbeit oder auch den Aufbau von Zeitkonten für geeignete Mittel. „Das wird in den nächsten fünf Jahren sehr wichtig werden“, ist er überzeugt.Für ihn steht China an einem Scheideweg, ob es sich zu einem reichen Land entwickelt oder ob es in die sogenannte mittlere Einkommensfalle tappt, wie es beispielsweise Brasilien vor 50 Jahren passiert ist. Das bedeute, dass ein Land an einen Punkt gelangt, wo es einerseits nicht mehr mit den Niedriglohn-Standorten konkurrieren kann, es der Volkswirtschaft aber auch nicht gelingt zu den Innovationsführern zu zählen. So würde das beispielsweise für das Premiumsegment bedeuten, dass bei einer in China ähnlichen Entwicklung wie in Brasilien die Anzahl der Fahrzeuge zunächst von derzeit gut 400.000 bis zum Jahr 2019 auf knapp 800.000 ansteigt, dann aber bis 2050 auf nur noch ungefähr 200.000 Einheiten fällt. Sollte sich China hingegen zu einem reichen Land entwickeln, würde der Anstieg in den nächsten Jahren zwar schwächer ausfallen sich aber bis zum Jahr 2050 kontinuierlich auf etwa 1,1 Millionen Fahrzeuge in diesem Segment steigern.Automobilwoche Kongress
In China drohen ungemütliche Zeiten
In China könnte es laut Jochen Siebert in drei Jahren zu einer Finanzkrise kommen. Der Geschäftsführer der Unternehmensberatung JSC Automotive Consulting sieht zahlreiche Risiken, auf die sich Autobauer und Zulieferer einstellen müssen.
Griechische Krankheit
Zu den Problemen China zählt, dass in dem Land jedes Jahr immer weniger Fabrikarbeiter für den Markt zur Verfügung stehen. Parallel dazu sind die Löhne der Fabrikarbeiter enorm gestiegen. Erst im Jahr 2020 erwartet Siebert, dass sich diese Entwicklung wieder abschwächt. Für ihn ist deshalb klar, dass China an Wettbewerbsfähigkeit verlieren wird. Zudem bemängelt er die „zu geringe Produktivität Chinas“. Das Land leide unter einer Art „griechischer Krankheit“, weil viel zu viel Beamte den Staatsapparat belasten. Ein weiteres Manko sei die viel zu hohe Investitionsquote des Reiches.
Zudem sei die Kapazitätsauslastung der Fabriken in China viel zu gering. Siebert, der eine Auslastung von 80 Prozent für eine Fabrik langfristig für erstrebenswert hält, registriert, dass seit 2009 die Quote in China industrieübergreifend stark abfällt. So liegt die Quote bei Solarmodulen nur noch bei 20 Prozent. Im Schnitt besser sieht die Situation allerdings bei den europäischen Autohersteller mit ihren Joint Venture Partnern aus. Sollte sich China zu einer Restrukturierung der Wirtschaftspolitik entschließen, rechnet er damit, dass die Kapazitätsauslastung bei den Gemeinschaftsunternehmen von über 80 Prozent auf rund 60 Prozent absinken wird. „Für diejenigen, die diesen Prozess überstehen, ergeben sich aber gute Perspektiven“, so Siebert.Im Vergleich dazu liegt die Auslastung der chinesischen Fahrzeughersteller jetzt und mittelfristig nur bei rund 35 Prozent. Ein Grund dafür sei darin zu suchen, dass die Verantwortlichen der chinesischen Autobauer weniger daran gemessen werden welche Gewinne sie erzielen, sondern beispielsweise wie viele Leute sie beschäftigen.
Lesen Sie auch: