Detroit. "Stop this" steht auf enem Pappschild, das Charly in der eisigen Kälte von Michigan den eilig in die Wärme entschwindenden Journalisten und Automanagern entgegenhält. Der 58-jährige, älter wirkende Mann ist der Ansicht, dass die US-Autobauer ihre jährliche Show endlich abblasen und ihre Fehler eingestehen sollten. Das wäre dann wohl eine Abrechnung mit rund 30 Jahren Automobilgeschichte. Der Aufruf von Charly wird in diesem Jahr aber nicht erhört. Und das wird wohl auch im kommenden Jahr wieder so sein.
Auch nach ihrem Beinahe-Tod hauen General Motors und Chrysler bei der diesjährigen North American international Auto Show (NAIAS) auf die Pauke, Ford nicht weniger. GM hatte an dieser Stelle 2007, noch vor der großen Krise, einen Prototypen seines zukunftsweisenden Hybridautos Chevrolet Volt vorgestellt. Nun steht praktisch an genau der selben Stelle, vielleicht nur zehn Meter verrückt - wieder ein Chevrolet Volt. Neuere Autos und Konzepte hat GM in den USA seit Beginn der Krise nicht zu Stande gebracht.
Die Detroit Motorshow macht deutlich, warum sich GM im vergangenen November in letzter Minute doch nicht von Opel und Vauxhall getrennt hat: Ohne Opel hat GM keine Chance. Der neue Buick Regal ist ein kaum veränderter Insignia - ein "Premiumauto" und "außergewöhnliches Produkt", wie GM bei der lautstarken Präsentation jedem Zuhörer ins Hirn bläst. Und welch Wunder: Diesmal verschweigen die Amerikaner nicht die wahre Herkunft ihrer neuen Limousine. Der Regal sei "european inspired" und beruhe auf dem Opel Insignia, schallt es durch die Halle.
Nach dem Buick Regal wird noch eine Peinlichkeit made by GMC auf die Bühne gerollt: Designchef Dave Lyon präsentiert das Konzeptauto "GMC Granite" als ultimative Antwort des Konzerns mit staatlicher Mehrheit auf seine wahrlich gigantischen Herausforderungen. Der "Granite" sieht aber nur aus wie ein an allen Seiten zusammengequetschter Kolossal-SUV. Neue Antriebskonzepte oder pfiffige Innenraumideen sucht man im "Granite" vergebens. Offenbar haben die letzten Ideengeber des Hauses bei ihren Vorgesetzten auf Granit gebissen, als sie das Konzeptauto konstruierten.
Mangels weiterer Neuigkeiten behalfen sich die Chrysler-Oberen dann mit einer Vielzahl von kurzen Video-Filmchen, um die 15 Minuten zu überbrücken, die eine Show bei der NAIAS in Detroit gewöhnlich dauert.