Frankfurt. Wie schätzen Zulieferer die Bedeutung der Automechanika und die Perspektiven für das Aftermarketgeschäft ein? Automobilwoche fragte nach:
1) Welche Bedeutung hat die Automechanika für Ihr Unternehmen? 2) Worin sehen Sie die großen Herausforderungen für die Branche? 3) Wo sehen Sie die größten Wachstumspotenziale im Bereich Aftermarket? 4) Welche Rezepte haben Sie, um die Teilevielfalt zu beherrschen?"Die wichtigste Messe der Welt"
zu Frage 1: Die Automechanika ist für uns eine ausgezeichnete Plattform, um neue Produkte und Dienstleistungen zu präsentieren. Aber insbesondere auch um unsere Geschäftsbeziehungen zu pflegen und auch auszubauen. Wir sind bereits seit Anfang der 70er Jahre auf der Automechanika vertreten und nutzen die Messe intensiv für den Dialog mit dem Fachpublikum aus Werkstatt und Handel. Sehr wichtig für uns als weltweit agierendes Unternehmen ist auch die internationale Struktur der Fachbesucher.
Zu Frage 2: Das Geschäft ist volatiler geworden. Wichtiger denn je ist daher die Flexibilität, um darauf angemessen reagieren zu können. Das betrifft Produktplanung, Produktion, Zwischenbevorratung und Umgang mit schwankenden Liefermengen oder stornierten Lieferungen. Der alternde Fuhrpark bietet Chancen, aber wir müssen für die Fahrzeuge, welche die Altersgrenze von zehn Jahren überschritten haben, adäquate wirtschaftliche Reparaturlösungen und die passenden Produkte anbieten können. Somit gibt es also neben dem ursprünglich verbauten Originalteil auch Bedarf an kostengünstigeren Alternativen – mit teilweise anderen Spezifikationen, serieninstandgesetzten Produkten oder Feldreparatur-Lösungen. Zu Frage 3: Der Aftermarkt definiert sich über den existierenden Fuhrpark. Der Bedarf nach Verschleißteilen ist weiterhin hoch. Die Chancen bestehen darin, die bereits angesprochenen zeitwertgerechten Angebote den Kunde bereit zu stellen. Fahrzeuge werden komplexer, und beinhalten mehr Steuergeräte als früher. Das stellt jede Werkstatt vor die Problematik, Fehler zu finden, das richtige Ersatzteil zu identifizieren und nach dem Einbau sicherzustellen, dass alles fehlerfrei funktioniert. Hier können wir unseren Kunden helfen, indem wir dafür leicht anwendbare und schnelle, moderne Systeme bereitstellen.Zu Frage 4: Intern lösen wir dies durch Fokus auf die jeweiligen Produktsegmente, schnelle und transparente Prozesse sowie geeignete IT Infrastruktur. Im Markt setzen wir auf entsprechende Dienstleistungen wie Online-Portale, geeignete Diagnose- und Ersatzteil-Software und auf intelligente Schulungsmöglichkeiten (online wie offline) sowie auf Hotlines und Dokumentation in jeder notwendigen Form, bis hin zu Apps für Smartphones.zu Frage 1: Die Automechanika ist die globale Leitmesse für den Automobil-Aftermarket. Mahle nutzt die Automechanika nicht nur als ideale Gelegenheit zu Hunderten von Kundengesprächen, sondern insbesondere um sein ständig weiterentwickeltes Leistungsprogramm für alle Fahrzeuge und alle Märkte zu präsentieren.
Zu Frage 2: Die wachsende Teilevielfalt und damit schwierigere Teileidentifikation und ein dynamisch wachsender Bedarf an Reparatur- und Diagnose-Know-how sind einerseits die größten Herausforderungen, andererseits aber auch Chance für die leistungsfähigsten Player in der Branche, Wert und Funktionsfähigkeit der auf den Straßen befindlichen Fahrzeuge zu erhalten und für die Sicherheit der Insassen zu sorgen. Zu Frage 3: Der Markt insgesamt entwickelt sich positiv. Allein schon der bis 2017 auf über 1,2 Mrd. Fahrzeuge wachsende Bestand wird zu mehr Geschäft bei Reparatur und Service führen. Vor allem in Asien, aber auch in Europa und Südamerika. Allein in Nordamerika sind wir mit unseren Einschätzungen verhalten. Komplexere Fahrzeuge werden zudem für steigende Wertigkeit der Teile, aber auch der Reparatur- und Beratungsleistung führen.Zu Frage 4: Die Zahl unserer Produkte erhöht sich alle fünf Jahre um etwa die Hälfte. Wir arbeiten intensiv an der Weiterentwicklung unserer Katalogsysteme für alle Teilegruppen auf einer weltweiten Plattform. Unsere ständig verfeinerte Logistik versorgt zudem alle Weltmärkte und wird gerade durch ein neues 10.000 qm großes Auslieferungslager für Russland und Weißrussland in der Nähe von Moskau ergänzt.zu Frage 1: Für unseren Geschäftsbereich ist die Automechanika klar die weltweite Leitmesse. Sie ist die ideale Plattform, um neueste Produkte vorzustellen und bietet eine hervorragende Gelegenheit, sich mit langjährigen und neuen Kunden auszutauschen.
Zu Frage 2: Die europäischen Märkte sind weitestgehend gesättigt. Zudem bremst die wirtschaftliche Unsicherheit, die vor allem durch die Eurokrise hervorgerufen wird, die Nachfrage. Dadurch geraten die Margen unter Druck.Zu Frage 3: Innerhalb Europas gibt es einen erhöhten Bedarf bei der Aus- und Weiterbildung der Werkstätten, um der technischen Komplexität moderner Fahrzeuge gerecht zu werden. In dieses Segment investieren wir kontinuierlich. Außerhalb Europas wollen wir natürlich in den Märkten wachsen, die mittel- und langfristig einen steigenden Absatz an Fahrzeugen verzeichnen.Zu Frage 4: Wir konzentrieren uns auf klare Produktkompetenzen. Innerhalb relevanter Segmente bieten wir eine hohe Abdeckung, aber wir haben nicht von jedem etwas im Portfolio. Dabei setzen wir auf intelligente Prozesse und IT-Systeme, mit denen wir die Nachfrageentwicklung genau beobachten und die Komplexität kontinuierlich reduzieren können. Zudem haben wir die Logistik als tragende Säule direkt auf der Geschäftsleitungsebene angesiedelt.zu Frage 1: Als weltgrößte Fachmesse für den automobilen Aftermarket zählt die Automechanika für uns zu den wichtigsten internationalen Leitmessen. Sie ist eine ideale Schnittstelle in der Kommunikation mit unseren Fokusgruppen, Handel und Werkstätten. Zudem hat sich die Automechanika als wichtige Informationsplattform für Neuentwicklungen, Innovationen und Branchentrends etabliert.
Zu Frage 2: Zum einen in der zunehmenden technischen Komplexität, mit ihren Auswirkungen auf das Service- und Ersatzteilgeschäft sowie die Fahrzeugdiagnose, zum anderen in steigenden logistischen Anforderungen, sich verändernden Marktstrukturen sowie in unterschiedlichen gesetzlichen Rahmenbedingungen in den regionalen Märkten. Zu den Schlüsselfaktoren einer erfolgreichen Positionierung im Markt zählen – neben der globalen Expansion – auch künftig eine schnelle Reaktion auf veränderte Distributionslandschaften, ein attraktives, internationales Preismanagement sowie eine sinnvolle Nutzung von Entwicklungspotenzialen.Zu Frage 3: Für uns relevante Märkte weisen regional unterschiedliche Entwicklungen auf, dabei zählen Nordamerika, Asien sowie einige Regionen Europas weiterhin zu den Märkten mit hohem Wachstumspotenzial. Insgesamt rechnen wir für den Unternehmensbereich Automotive Aftermarket auch künftig mit soliden Wachstumschancen. Zudem gehen wir bereits heute immer wieder neue Wege, auch bei der Wissensvermittlung. So verstehen wir es als Verpflichtung, Handel und Werkstätten aktiv, zielgerichtet und zeitnah mit notwendigem technischen Know-how zu versorgen und damit einen wesentlichen Beitrag zur Durchführung fachgerechter Reparaturen zu leisten. Weitere Wachstumspotenziale werden also auch künftig in Mehrwertprodukten und -services für unsere Partner, Handel und Werkstatt liegen.Zu Frage 4: Um die Teilevielfalt beherrschen zu können, nutzen wir wohldurchdachte Produktentwicklungs- und Artikelanlageprozesse. Weltweit und kontinuierlich analysieren unsere Ingenieure in der Produktentwicklung, welche Teile neu in das Lieferprogramm aufgenommen, oder auch herausgenommen werden können – und sie untersuchen, in welchen Fällen eine Zusammenführung von Teilen aus technischer Sicht sinnvoll ist. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Mehrere zehntausend aktive Artikel, die auf weit über 100.000 verschiedene OE-Nummern referenziert werden können.zu Frage 1: Die Automechanika ist für uns – wie für die gesamte Branche – der wichtigste Termin im internationalen Messegeschäft. Wir können dort zeigen, welche Konzepte und Lösungen wir für den Aftersales-Markt der Zukunft haben. Zudem vertiefen wir dort unsere internationalen Kundenkontakte.
Zu Frage 2: Diese liegt zum einen in der wachsenden Komplexität im Ersatzteilspektrum. Denn die Reduktion durch die Plattformstrategie der Hersteller wird deutlich überholt von der Zunahme der Modellvielfalt und Individualisierung. Zum anderen bringt die Elektronisierung immer neue Herausforderungen in Diagnose und Fahrzeugidentifikation mit sich, aber vor allem auch Bedarf am Umgang mit Software – Updates und Parametrisierung. Die Komplexität der Fahrzeugreparaturen nimmt deutlich zu und damit auch die weitere wichtige Herausforderung, den freien Werkstätten die richtigen Informationen und Daten im passenden Format zur Verfügung zu stellenZu Frage 3: Die großen Wachstumspotenziale liegen bei der Aufarbeitung/Instandsetzung elektrischer und elektronischer Aggregate, weiterhin in der Diagnose sowie dem Datenmanagement im Bereich "Repair and Maintenance Information“. Regionale Wachstumsmärkte sind nach wie vor China und Indien, Brasilien, Russland und GUS-Staaten, mittelfristig Südostasien mit Indonesien, Thailand, Malaysia und anderen sowie Mittelamerika, beispielsweise Kolumbien.Zu Frage 4: Der Weg kann nur eine Reduzierung der Komplexität sein – zum Beispiel die Standardisierung im Rahmen des technisch Sinnvollen.