"Die Ziele sind ambitioniert, aber machbar"

Für Stefan Pischinger, Vorsitzender der Geschäftsführung und Geschäftsführender Gesellschafter der FEV Group, ist es keine Frage, dass sich die Mobilität in einem disruptiven Wandel befindet, der die Industrie in den nächsten Jahren nachhaltig verändern wird. Zwar stehe derzeit bei der Antriebsentwicklung die Elektrifizierung im Vordergrund, doch plädiert der 59-jährige je nach Einsatzgebiet für differenzierte technische Lösungen.

Die FEV scheint für die Herausforderungen der E-Mobilität jedenfalls gut gerüstet. Mit dem E-Dauerlauf-Prüfzentrum hat das Unternehmen mit Hauptsitz in Aachen dass eigenen Angaben zufolge, weltweit größte Entwicklungs- und Testzentrum für Hochvoltbatterien für Pkw und Nutzfahrzeuge in Betrieb genommen. Gleichzeitig nimmt die FEV auch die bestehenden Fahrzeugflotten im Visier, die ebenfalls CO2-neutral betrieben werden könnten. So werden synthetische, emissionsneutrale Kraftstoffe – sogenannte E-Fuels – entwickelt, die mit regenerativem Strom erzeugt, in konventionellen Verbrennungsmotoren genutzt werden könnten.

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Der Chef des Fahrzeug- und Antriebsentwicklers rechnet damit, „dass die CO2-Emissionen im Transportsektor ohne Gegenmaßnahmen wie beispielsweise eine optimierte Fahrtenplanung in den nächsten zehn Jahren um rund sechs Prozent zunehmen wird. Pischinger weist dabei allerdings darauf hin, dass sich die formulierten CO2-Ziele mit einer Reduktion um 15 Prozent bis zum Jahr 2025 und von 30 Prozent bis 2030 auf den Durchschnitt der neu zugelassenen Fahrzeuge beziehen.

„Die Ziele sind ambitioniert, aber erreichbar“, so Pischinger. Allerdings sei dafür ein ganzes Paket an Maßnahmen notwendig. „Dies beinhaltet die Verbesserung der Aerodynamik, Steigerung der Effizienz des gesamten Antriebsstranges, Elektrifizierung und Nutzung erneuerbarer Energieträger wie beispielsweise Wasserstoff.“

Seit die Europäische Union im Juli 2020 die „Europäische Allianz für sauberen Wasserstoff“ ins Leben gerufen hat, rückt der Wasserstoff-Verbrennungsmotor bei der Frage nach emissionsfreien Antriebslösungen verstärkt in den Blickpunkt der Mobilitätsindustrie. Pischinger begrüßt die Technologieoffenheit hinsichtlich künftiger Mobilitätslösungen und verweist im Bereich der Wasserstoffmotorentwicklung auf die Erfahrung der FEV von fast vier Jahrzehnten zurück.

Der Ausbau der E-Mobilität gilt für ihn als wichtiger Schritt, die gesteckten Klimaziele zu erreichen. „Wir müssen bei der Auswahl der Technologie allerdings auch immer den entsprechenden Anwendungsfall berücksichtigen“, mahnt Pischinger. Aus diesem Grund habe sich „die Diskussion um den Wasserstoffmotor als eine weitere nachhaltige Antriebsform mit hohem Potenzial für viele Bereiche deutlich intensiviert“.

Pischinger, im österreichischen Graz geboren, ist Maschinenbau-Ingenieur und Professor an der RWTH Aachen. Sein Vater, Franz Pischinger, hat die FEV GmbH in Aachen gegründet. Nach seinem Maschinenbaustudium arbeitete Stefan Pischinger von 1985 bis 1989 als Forschungsassistenz am Sloan Automotive Laboratory am M.I.T., bis er mit seiner Arbeit über die Funkenzündung in modernen Verbrennungsmotoren promovierte. Zwischen 1989 und 1997 war er in verschiedenen Positionen bei Daimler-Benz in der Entwicklung von Diesel- und Benzinmotoren tätig. In seiner letzten Position war er dort Abteilungsleiter für die Entwicklung von Dieselmotoren und Projektleiter für den neuen Common Rail V8-Dieselmotor. Seit 1997 ist der Vater von zwei Söhnen und einer Tochter Professor an der Technischen Hochschule Aachen und Direktor des Instituts für Verbrennungsmotoren.

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