Die klarsten Worte aller Dax-30-Chefs findet immer noch Timotheus Höttges. Der Telekom-Vorstandsvorsitzende führt zum sechsten Mal in Folge beim sogenannten Hohenheimer Verständlichkeitsindex. Damit bewerten Forscher der Uni Hohenheim die formale Verständlichkeit der Hauptversammlungsreden der Chefs der Dax-30-Unternehmen.
Bei den Automobilunternehmen profiliert sich Elmar Degenhart als der klarste Redner. Der Continental-Chef liegt 2020 auf Platz fünf und verbesserte sich gegenüber dem Vorjahr um einen Rang. Der Rückstand auf Höttges ist nicht groß. Der Telekom-Manager erreicht 19,8 von 20 möglichen Punkten, Degenhart kommt auf 19,5.
In dieser Liga spielte 2019 auch noch BMW-Vorstandschef Harald Krüger, der mit 19,6 Punkten Rang drei belegte. Sein Nachfolger Oliver Zipse bringt es nur auf 16,7 Punkte und Platz zehn. Der aktuelle Daimler-CEO Ola Källenius steht mit 13,9 Punkten auf Platz 20. Sein Vorgänger Dieter Zetsche erreichte mit 15,8 Punkten den 13. Platz.
Volkswagen-Chef Herbert Diess bescheinigen die Hohenheimer Sprachforscher eine kontinuierliche Verschlechterung der Verständlichkeit. 2018 kam er noch auf 13,2 Punkte, 2019 waren es 11,1 und nun landet er mit nur noch 8,1 Punkten auf Platz 26.
Der Durchschnittswerte aller HV-Reden liegt wie im Vorjahr bei 15,5 Punkten. Bei der ersten Erhebung im Jahr 2012 kamen die Redner im Schnitt nur auf 9,8 Punkte.
Was sollten Redner tun, um gut verständlich rüberzukommen? "Am meisten schmälern Bandwurmsätze, abstrakte Begriffe, zusammengesetzte Wörter und nicht erklärte Fachbegriffe die Verständlichkeit einiger Reden", erklärt Claudia Thoms, Mitarbeiterin am Institut für Kommunikationswissenschaft. Da hat sich einiges verbessert. Überlange Sätze werden seltener, immer weniger Reden enthalten zusammengesetzte Wortungetüme, konstatieren die Forscher. "Auch unerklärte Abkürzungen wie "MEB-Drittmarktgeschäft", "MQB-Basis" und "NMC-Akkus" sind eher die Ausnahme", erläutern sie und nehmen damit vermutlich Bezug auf die Diess-Rede.
Allerdings verwendeten immer noch viele CEOs Passiv-Formulierungen, kritisiert Frank Brettschneider, der die Untersuchung der Uni Hohenheim leitet. "Sie verschweigen ‚Ross und Reiter‘. Damit bleibt unklar, wer eigentlich handelt", kritisiert der Professor und vergibt ein Lob an Conti-Chef Degenhart: Der sowie die CEOs von Merck und Deutscher Börse kamen komplett ohne Passiv-Sätze aus.
Dass es bei der Untersuchung der Verständlichkeit nicht um eine belangloses Thema handelt, unterstreicht Brettschneider mit dem Hinweis: "Nur wer verstanden wird, kann auch überzeugen."
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