Stuttgart. Im Zuge seiner Wachstumsstrategie 2020 will der Stuttgarter Autobauer Daimler seine internationale Einkaufsorganisation erweitern und seine Präsenz in China, im NAFTA-Raum und in Südafrika ausbauen. Der neue Einkaufschef Klaus Zehender, zuständig für Mercedes-Benz Cars, sagte bei einem Pressegespräch: "Wir brauchen weltweit die innovativsten und leistungsfähigsten Partner. Gleichzeitig haben unsere bewährten Lieferanten die Chance, gemeinsam mit uns und unserem globalen Produktions- und Beschaffungsnetzwerk zu wachsen." Der derzeitige Anteil an der lokalen Wertschöpfung bei der Kompaktklasse soll von derzeit 60 Prozent auf 80 Prozent für die nächsten Generationen erhöht werden. Zehender bezifferte mögliche Kosteneinsparungen durch den lokalen Einkauf für Teile der C-Klasse mit bis zu 20 Prozent.
Mercedes begründet die Neuausrichtung des Einkaufsressort mit der kontinuierlich zunehmenden Komplexität des Geschäfts. Die Zahl der Fahrzeug- und Antriebsvarianten steigt, der Hersteller stellt sich in der Produktion immer globaler auf. Zehender: "Mit unserem Wachstum einhergehend wird auch unser Vergabevolumen weiter steigen. Zusätzlich sorgt unsere Architektur- und Modulstrategie für höhere Skaleneffekte bei uns und unseren Lieferanten." Die Marke will bis 2020 weltweit über 30 Modelle auf den Markt bringen, mindestens elf davon ohne direkten Vorgänger.
Die VW-Tochter Audi hatte vor wenigen Tagen auf dem Automobilwoche-Kongress in Berlin ähnliche Pläne angekündigt. Einkaufschef Bernd Martens erweitert das Produktions- und Beschaffungsnetz in allen Erdteilen, besonders in China sowie in Nord- und Südamerika. Er will früher in den Dialog mit Top-Lieferanten treten und sie in Audis Investitions- und Produktpläne einweihen.
Audi eröffnet bereits 2016 ein Werk in Mexiko, BMW und Mercedes folgen. "Wir bieten den Lieferanten an, mit uns nach Mexiko zu gehen", so Zehender. Derzeit werde auch die Einkaufskooperation mit BMW dahingehend geprüft, ob sich Synergien beim Einkauf vor Ort für beide Häuser rechnen. Zudem bauten beide Hersteller ihre SUV-Fertigung in den Staaten aus, auch dort sieht Zehender noch Potenzial bei der Zusammenarbeit mit BMW. Bei einem gemeinsamen Einkauf seien Kostenvorteile von zehn Prozent möglich. Die Kooperation mit BMW läuft seit acht Jahren und bezieht sich auf Komponenten, die für den Kunden nicht sichtbar sind.
Das Ressort Einkauf und Lieferantenqualität von Mercedes-Benz Cars hat weltweit rund 1400 Mitarbeiter, das Einkaufsvolumen liegt nach Angaben des Herstellers im zweistelligen Milliarden-Euro-Bereich. Die C-Klasse ist die erste Baureihe, die von der verstärkten internationalen Aufstellung profitieren soll. Die Limousine des volumenstärksten Modells wird mittlerweile auf vier Kontinenten gefertigt, im Verbund zwischen dem Leitwerk Bremen, dem südafrikanischen Werk East London, der US-Fabrik in Tuscaloosa und dem chinesischen Produktionsstandort BBAC in Peking.