Die Wirtschaft lahmt und die Sorge vor einem Jobverlust ist größer geworden – gleichzeitig nimmt auch die Bereitschaft zu, den Arbeitgeber zu wechseln. Nur noch 40 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland halten den eigenen Arbeitsplatz für sehr sicher. Vor zwei Jahren hatte der Wert noch bei 53 Prozent gelegen. Das sind Ergebnisse einer Umfrage die die Berater von Ernst & Young alle zwei Jahr durchführen. Die aktuelle Befragung fand im Mai statt.
Parallel ist die Quote der Beschäftigten, die aktiv oder gelegentlich nach einem neuen Arbeitgeber suchen, von acht Prozent im Jahr 2017 auf aktuell 17 Prozent gestiegen. Weitere 19 Prozent sind zwar nicht direkt auf der Suche, würden aber, mit dem richtigen Angebot konfrontiert, den Arbeitgeber wechseln.
Die Stimmung ist allerdings in den Branchen sehr unterschiedlich. Die Sorge um den eigenen Job ist im Maschinen- und Anlagenbau am größten. Dort halten 48 Prozent Ihren Arbeitsplatz für „nicht so sicher“ oder „überhaupt nicht sicher“. In der Bau- und Immobilienwirtschaft waren es 22, im Handel 15 und in der Automobilindustrie 13 Prozent.
Aktiv oder gelegentlich halten im Maschinen- und Anlagenbau 21 Prozent der Beschäftigten nach einem neuen Job Ausschau. Im Finanzbereich sind es 17, im Handel 14 und in der Automobilindustrie nur zehn Prozent. Allerdings ist die Quote der aktiv Suchenden in der Automobilindustrie mit zehn Prozent am höchsten. In den anderen genannten Branchen liegt sie bei vier bis sechs Prozent.
Umgekehrt sind in der Automobilbranche nur zehn Prozent der Mitarbeiter ihrem Arbeitgeber „sehr verbunden“, im Handel sagten das 60 Prozent der Befragten. Zwischen 19 und 36 Prozent betrug die Quote im Bauwesen, Immobilienbereich, Maschinen- und Anlagenbau, Gesundheitsbranche und im Finanzbereich. Rechnet man allerdings jene Mitarbeiter hinzu, die ihrer Firma nur „verbunden“ sind, schrumpft der Unterschied zwischen Handel (72 Prozent) und Automobilindustrie (57 Prozent). Die höchsten Loyalitätswerte finden sich bei Verbänden und Institutionen (62 Prozent „sehr verbunden“, 19 Prozent „verbunden“).
Punkten kann die Automobilindustrie aus Sicht der Mitarbeiter bei den Karrieremöglichkeiten, die offenbar besonders den jüngeren Arbeitskräften immer wichtiger werden. So ist in den vergangenen zwei Jahren der Anteil jener, die sich mehr Aufstiegsmöglichkeiten wünschen („ja, ein wenig“ und „ja, auf jeden Fall“) von 38 auf 63 Prozent nach oben geschnellt.
In der Automobilindustrie sieht immerhin jeder Zweite (49 Prozent) auch entsprechende Möglichkeiten in seiner Firma. Nur bei Verbänden und Institutionen lag der Anteil mit 57 Prozent noch höher. In den anderen Wirtschaftsbranchen sagten das nur zwischen 22 und 44 Prozent.
Am stärksten ausgeprägt ist der Wunsch nach Aufstiegsmöglichkeiten bei den 30- bis 39-Jährigen. Dort wünschten sich 45 Prozent „auf jeden Fall“ und 28 Prozent „ein wenig“ mehr Aufstiegsmöglichkeiten bei ihrem Arbeitgeber. Genau dies Altersgruppe fühlt sich auch mit Abstand am wenigsten ihrem derzeitigen Arbeitgeber „sehr verbunden“ (17 Prozent). „Tendenziell steigen die Ansprüche der jüngeren Beschäftigten. Während aber die ganz jungen Arbeitnehmer sich neu im Beruf zurechtfinden und noch eher das Gefühl haben, dass ihnen die Welt offensteht, sind gerade die 30- bis 39-Jährigen hungrig nach mehr“, so Oliver Simon, Leiter der Personalabteilung von EY in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Wird ihnen keine Perspektive geboten, ist die Gefahr von Unzufriedenheit sehr hoch.“
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