Reithofer nimmt Abschied

München. BMWs scheidender Vorstandschef Norbert Reithofer verabschiedete sich auf der Hauptversammlung in München von den Aktionären."28 Jahre lang durfte ich die Geschicke der BMW Group mitgestalten. Fast neun Jahre an der Spitze des Unternehmens. Heute ist ein Stück Abschied. Und da ist natürlich ein wenig Wehmut dabei."

Reithofer gibt den Vorsitz an seinen Vorstandskollegen Harald Krüger ab. Mit dem Ende der Hauptversammlung rückt zudem Oliver Zipse als neuer Produktionschef und Nachfolger von Krüger in den Vorstand auf. Reithofer will sich auf der heutigen Hauptversammlung von den Aktionären als Mitglied in den Aufsichtsrat wählen lassen. Direkt nach Ende der Versammlung tagt der Aufsichtsrat, geplant ist, dass Reithofer dann zum Vorsitzenden des Kontrollgremiums gewählt wird.

Auf der Hauptversammlung gab Reithofer die Richtung für die weitere Entwicklung des Unternehmens vor. Ein Schwerpunkt ist der Ausbau des weltweiten Produktionsnetzwerks. "Unser Fokus liegt auf dem amerikanischen Kontinent." In Mexiko laufen die Vorbereitungen für ein neues Werk. "Damit sind wir ab 2019 im NAFTA-Raum mit einem zweiten Standbein vertreten." In den USA baut BMW das Werk Spartanburg bereits erheblich aus. "Wir sehen in Amerika viel Potenzial", so Reithofer. "Zusätzliches Wachstum würde ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA bringen."

BMW bringt in diesem Jahr eine Vielzahl neuer Produkte auf den Markt, unter anderem den Zweier Gran Tourer und die überarbeitete Dreier-Reihe. "Unser wichtigstes Modell in diesem Jahr ist der neue Siebener", sagte Reithofer.

BMW hatte im Dezember den Wechsel an der Vorstandsspitze angekündigt. Der Hersteller spricht von einem "Generationswechsel". Die Automobilindustrie befinde sich im Umbruch, zitierte der Konzern den scheidenden Aufsichtsratschef Joachim Milberg seinerzeit. BMW solle die Führungsrolle behalten. Vor dem Hintergrund sei es "notwendig, die Verantwortung für die Weiterentwicklung des Unternehmens rechtzeitig an nachfolgende Generationen zu übergeben". Milberg selbst will sich nach der Hauptversammlung aus dem Aufsichtsrat zurückziehen und Aufgaben in der BMW-Stiftung übernehmen.

Schon im Vorfeld der Hauptversammlung hatten Aktionärsvertreter den direkten Wechsel von Reithofer auf den Posten des Aufsichtsratschef kritisiert. Der Wechsel ohne Abkühlungsphase widerspreche der üblichen Praxis und den Corporate-Governance-Empfehlungen. Die Corporate Governance-Empfehlungen stellen allerdings keine Verpflichtung dar. BMW bezieht sich auf das Aktienrecht: Wenn Aktionäre mit einem wesentlichen Stimmrechtsanteil, das heißt mehr als 25 Prozent, den direkten Wechsel des Vorstandschefs an die Spitze des Aufsichtsrats empfehlen, ist dieser möglich.

Die deutsche Fondsgesellschaft Union Invest hatte angekündigt, für eine längere Wartezeit zu plädieren, bevor der Vorstandschef an die Spitze des Aufsichtsgremiums rückt. Union Invest hält 0,7 Prozent der Aktien von BMW. Die dominierende Quandt-Familie hält dagegen 47 Prozent. Auch der Aktionärsberater ISS will den direkten Wechsel Reithofers verhindern.