Leipzig. Das Aus für die AMI (Auto Mobil International) in Leipzig kann die Messemacher nicht wirklich überrascht haben. Schon in den vergangenen Jahren quälten sich etliche Hersteller mehr nach Leipzig als dass sie dorthin drängten. Einige Importeure entschieden sich zuletzt nur noch wegen ihrer Loyalität gegenüber dem Importeursverband VDIK für eine Präsenz in Leipzig, und einige andere hatten in den vergangenen Jahren schon das eine oder andere mal geschwänzt, zum Beispiel Toyota oder Nissan.
Anders als die weltweit beachtete IAA in Frankfurt stand die AMI nie im rot eingerahmten Terminkalender der Top-Entscheider in der Autobranche und galt auch nicht als "Muss" für die Autofans in Deutschland. Kein Wunder, denn wirkliche "Weltneuheiten" wurden dort fast nie gezeigt, meist handelte es sich um die erste Gelegenheit, ein neues Modell in Deutschland life zu sehen - und manchmal nicht einmal das.
Andere Messen wie die CES in Las Vegas, die Mobile World in Barcelona oder die IFA in Berlin ziehen inzwischen mehr Autohersteller und auch autoaffines Publikum an als die AMI in Leipzig. Zudem: Wer ohne Mühe und Kosten jederzeit die neuesten Modelle auf seiner "Automeile" vor der Haustür unter die Lupe nehmen kann, braucht keine Messe in Leipzig, um den neuesten Mégane oder Golf zu bewundern.
Nicht zuletzt sind die Autokäufer heute durch die immer besser präsentierten Seiten im Internet weit besser vorinformiert als noch vor 15 Jahren. Diesen Wandel bekommen schließlich auch die Autohäuser seit Jahren drastisch zu spüren.
Zum Aus für die Leipziger Automesse trug maßgeblich auch die schwierige Finanzierung der meist deutlich sechsstelligen Aussteller-Kosten bei. Während internationale Messen wie Frankfurt, Detroit oder in der kommenden Woche Genf von den Konzern-Marketingbudgets übernommen werden, müssen Regional-Messen wie in Leipzig zumindest bei den Importeuren von den jeweiligen Deutschland-Filialen bestritten werden.
Da die Budgets nicht in gleichem Maße gewachsen sind wie die neuen Möglichkeiten der Kundenkommunikation, müssen die Marketingverantwortlichen stärker denn je auf den "Return on investment" schauen. Für eine Messe mit sinkenden Zuschauerzahlen, sinkender Ausstellungsfläche und sinkender medialer Relevanz musste dies irgendwann im Aus enden.
Dennoch hat das Autoland Deutschland Platz für eine zweite Automesse - die jedoch gar nicht erst versuchen sollte, eine kleine IAA sein zu wollen. Viele gute Ideen, so ist zu hören, wurden in diversen Arbeitsgruppen ausgearbeitet - umgesetzt allerdings wurde davon nur sehr wenig. In Leipzig könnte im Frühjahr eine Messe für die mobile Freizeitgesellschaft starten - in der beispielsweise auch moderne Mobilitätsangebote, smarte Mobilitätstechnologien und coole Urlaubsideen in Verbindung mit dem Auto gezeigt werden. Auf den neuen VDIK-Präsidenten wartet jedenfalls eine ordentliche Herausforderung.