Ermittlungen gegen Betriebsratschef

Klaus-Dieter Flörecke

Die Staatsanwaltschaft Ravensburg ermittelt wegen Betrugsverdachts gegen Achim Dietrich-Stephan, den Gesamtbetriebsratsvorsitzenden des Zulieferers ZF Friedrichshafen. Auch das Unternehmen hat erneut Untersuchungen gegen Dietrich-Stephan aufgenommen, der auch dem ZF-Aufsichtsrat angehört.

Mittwoch, 15. Juli 2015, 15.58 Uhr

Ravensburg. Die Staatsanwaltschaft Ravensburg ermittelt wegen Betrugs gegen den Gesamtbetriebsratsvorsitzenden von ZF Friedrichshafen Achim Dietrich-Stephan, heißt es in Berichten der Schwäbischen Zeitung und des Handelsblatts. Beide Blätter hatten vor rund vier Wochen erstmals über die möglichen Unregelmäßigkeiten berichtet.

Dietrich-Stephan steht im Verdacht, Rechnungen als sachlich richtig abgezeichnet und seinem Arbeitgeber zur Überweisung vorgelegt zu haben. Diese Rechnungen hätten allerdings nicht mit der Arbeit des Betriebsrats zu tun gehabt, sondern sollen lediglich seiner Gewerkschaft IG Metall genutzt haben. Dietrich-Stephan wies die Vorwürfe als haltlos zurück. "Ich habe in meiner Funktion als Betriebsratsvorsitzender lediglich gemäß meiner gesetzlichen Pflichten die Beschlüsse des Gremiums ausgeführt", sagte er. "Ich bin sicher, dass die Haltlosigkeit der Vorwürfe auch von der Staatsanwaltschaft bestätigt wird."

Möglicher Schaden: 140.000 Euro

Dem Zulieferer könnte so ein Schaden von etwa 140.000 Euro entstanden sein. Ein Sprecher des Unternehmens hat den Betrag der Automobilwoche bestätigt.

Beim Zulieferer hat man aufgrund der Vorwürfe eine erneute interne Untersuchung eingeleitet. Eine erste Prüfung der Vorgänge durch die Konzernrevision war im Frühjahr beendet worden und habe die Vorwürfe im Kern nicht bestätigt. ZF selbst erfuhr im August 2014 von den Vorwürfen gegen Dietrich-Stephan und von den möglicherweise zu Unrecht finanzierten Seminaren, Broschüren und Gewerkschaftszeitungen. Seit Kurzem läuft bei dem Automobilzulieferer nun eine erneute interne Untersuchung, bestätigte der Konzernsprecher.

Dem Betriebsrat des Unternehmens gehören neben 28 Mitgliedern der IG Metall auch sechs beziehungsweise drei Betriebsräte der Listen "Wir ZF'ler" und der Christlichen Gewerkschaft Metall (CGM) an. Mitte Juni hatte die Sprecherin der Liste "Wir ZF'ler" einen Antrag auf ein entsprechendes Gutachten vor dem Arbeitsgericht Ulm gestellt. Die Expertise soll nach Angaben ihres Anwalts klären, ob Dietrich-Stephan der IG-Metall-Liste im Betriebsrat Vorteile verschafft hat.