"Ich bin ein digitaler Optimist"

Berlin. "Ich bin ein digitaler Optimist", bekennt Laurent Blanchard. Er ist beim französischen Software-Entwicklungsunternehmen Dassault Systčmes unter anderem für den Ausbau des EMEAR-Marktes (Europa, Naher Osten, Afrika, Russland) zuständig. Zudem bringe die Digitalisierung große Chancen für die Industrie mit sich, ist er überzeugt. Tendenziell werde dabei der Softwareanteil immer größer, während der Anteil der Hardware abnimmt. Und er befürwortet, dass Europa im Bereich IT künftig eine starke Rolle spielen muss, auch weil das Thema Datenschutz in Regionen wie Nordamerika oder Europa unterschiedlich bewertet wird.

Auf jeden Fall muss sich die Automobilindustrie auf zahlreiche Veränderungen einstellen. Beispiel Mobilität. Auch wenn für viele Menschen beim Thema Mobilität noch im Vordergrund steht einfach von A nach B zu kommen, sei das der Generation Y anders. Dieser Bevölkerungsgruppe, deren Mitglieder um das Jahr 2000 herum zu den Teenagern zählten, sei das bereits egal. "Diese jungen Menschen haben vielleicht nicht mal einen Führerschein", so Blanchard. Auch wenn er persönlich das Auto liebe, ist ihm wohl bewusst, dass Menschen in Metropolen wie Paris ein Auto nur dann nutzen wollen, wenn sie es auch benötigen. Es müsse daher unterschiedliche Lösungen für unterschiedliche Ansprüche geben.

Viele der künftigen Aufgaben, die auf die Automobilindustrie zukommen, sollten von den Unternehmen nicht alleine angegangen werden. "Seien sie offen", so sein Aufruf. Für das eigene Unternehmen verweist er dabei auf die Zusammenarbeit mit dem französischen Entwicklungsdienstleister Akka, die gemeinsam ein autonomes Auto auf die Räder gestellt haben. Rund 300 Ingenieure waren in das Projekt involviert.

Für Blanchard gehört der 3-D-Druck in den kommenden Jahren zu einem der ganz wesentlichen Trends. Diese Technologie wird seiner Einschätzung nach auch die Herangehensweise in der Konstruktion verändern. Beispielhaft verweist er auf die Luft- und Raumfahrtindustrie. Dabei wurde die Form vom System generiert. "Es kommen andere Dinge dabei heraus", zeigt sich Blanchard begeistert. So wurde bei einem Bauteil das Gewicht aufgrund von Materialreduktion von 1,3 Kilogramm auf 350 Gramm reduziert. Er ist davon überzeugt, dass man diese Entwicklungen künftig auch in der Autoindustrie sehen wird. "Ingenieure werden künftig anders denken", ist er überzeugt.

Was sich mit Simulationen darstellen lässt, zeigt er unter anderem anhand eines Projektes für die asiatische Metropole Singapur. Neben der Luftverschmutzung habe die Stadt mit der Herausforderung umzugehen, dass die Bevölkerung in den kommenden Jahren von fünf auf zehn Millionen wachsen werde, obwohl dort schon 95 Prozent der Fläche bebaut haben. "Wir haben dann eine digitale Stadt neu aufgebaut", so Blanchard. In diesem Modell lassen sich beispielsweise der CO2-Ausstoß oder auch Evakuierungsszenarien simulieren.