Stuttgart/Yokohama. Gerüchte gab es schon im Januar, jetzt ist es offiziell: Die deutsch-französisch-japanische Freundschaft wird vertieft. Daimler und Renault-Nissan erweitern ihre seit fünf Jahren bestehende Kooperation und bauen gemeinsam mittelgroße Pick-ups. Die Produktion soll noch vor Ende des Jahrzehnts starten. Wie die Unternehmen ankündigten, werden sie zusammen für Mercedes einen Pick-up mit einer Tonne Zuladung entwickeln. "Der Eintritt in das wachstumsstarke Segment mittelgroßer Pick-ups ist ein wichtiger Schritt auf unserem globalen Wachstumskurs", sagt Daimler-Chef Dieter Zetsche. "Dank unserer bewährten Partnerschaft mit Renault-Nissan können wir den Zeit- und Kostenaufwand für den Eintritt in dieses wichtige Segment erheblich verringern."
Zetsche hatte erst kürzlich den Eintritt in dieses Marktsegment angekündigt. Der Pick-up soll teilweise die Architektur des neuen Nissan NP300 übernehmen, aber von Daimler konstruiert und designt werden. Das Fahrzeug werde "alle für Mercedes-Benz charakteristischen und markenprägenden Merkmale aufweisen", betont Daimler. Mit dem Pick-up mit Doppelkabine sollen Privatkunden und gewerbliche Kunden gleichermaßen angesprochen werden. Märkte sind vor allem Europa, Australien, Südafrika und Lateinamerika.
Für Lateinamerika soll der Mercedes-Pick-up von Nissan im Renault-Werk in Cordoba, Argentinien, produziert werden, gemeinsam mit dem Nissan NP300 und dem mittelgroßen Renault Pick-up. Die drei Pick-ups werden auch im Nissan-Werk in Barcelona, Spanien, für andere Märkte gefertigt, mit Ausnahme von Nordamerika. Die Produktion der Pick-ups in den beiden Werken beginnt vor Ende des Jahrzehnts, gab Mercedes heute bekannt.Im Werk in Barcelona sollen für die drei Partner jährlich etwa 120.000 Fahrzeuge vom Band laufen, in Cordoba fast 70.000. Der hohe Anteil lokal produzierter Teile werde voraussichtlich die Zulieferung aus Spanien und Argentinien deutlich erweitern.Nissan ist weltweit die Nummer zwei unter den Herstellern mittelgroßer Pick-ups mit einer Tonne Zuladung und produziert und vertreibt diese Fahrzeuge seit mehr als 80 Jahren. Nach Angaben des Konzerns wurden seit 1933 über 14 Millionen Pick-ups von Nissan für den Personen- und Gütertransport abgesetzt. Der NP300 kam im Juni 2014 auf den Markt und wird derzeit in Thailand und Mexiko produziert."Dank unserer Zusammenarbeit mit Daimler bei diesem Projekt können wir die Investitionskosten in Cordoba gemeinsam tragen und gleichzeitig in Lateinamerika neue Märkte für die Renault-Nissan Allianz erschließen", sagt Renault-Nissan-Chef Carlos Ghosn. "Mit diesem Projekt können wir zudem die Produktionskapazität in Barcelona optimieren und unsere Wettbewerbsfähigkeit in einem wichtigen Segment stärken."
Nissan und Renault arbeiten bereits an der Entwicklung eines 1-Tonnen-Pick-ups für Renault, der ebenfalls auf Basis des Nissan NP300 gebaut wird. Er ist auch für Renault der erste mittelgroße Pick-up. Die Produktion dieses Pick-ups soll 2016 im Nissan-Werk in Cuernavaca, Mexiko, beginnen.
Das gemeinsame Pick-up-Projekt ist das jüngste in der Partnerschaft zwischen Daimler und Renault-Nissan. Zu Beginn der Kooperation am 10. April 2010 beschränkte sich die Zusammenarbeit auf drei Projekte mit Schwerpunkt auf Europa. Seither habe sich das gemeinsame Portfolio von Renault-Nissan und Daimler fast vervierfacht und umfasse nun 13 Projekte in Europa, Asien und Amerika, gaben die Unternehmen bekannt. "Diese Kooperation ist eine der leistungsfähigsten der Automobilindustrie. Sie stärkt die Größenvorteile aller Partner, ohne deren jeweilige Marken- und Produktidentität zu verwässern", so Ghosn.