Detroit. Wegen der hohen Nachfrage nach Getrieben von Zulieferer ZF Friedrichshafen gibt es derzeit beim Unternehmen Überlegungen, ein weiteres Werk in Nordamerika zu errichten. Der Zulieferer hatte für das US-Werk in Gray Court (South Carolina) ursprünglich 800.000 Getriebe geplant, davon je zur Hälfte Acht- und Neun-Gang-Automatikgetriebe. Zur Zeit hat das Werk bereits eine Jahreskapazität von insgesamt 1,2 Millionen Aggregaten. „Das sind nochmal 400.000 9HP zusätzlich“, erklärte ZF-Chef Stefan Sommer. „Wir werden nochmal eine Verdichtungsstufe haben, wo wir die Stückzahl in der heutigen Struktur weiter auf über 1,2 Millionen Getriebe erhöhen.“ Derzeit würden in- wie extern Gespräche geführt, ob ein neues Werk notwendig ist. „Im Augenblick sieht es aus, als sei auf der Marktseite der Bedarf da“, so Sommer. Diskutiert werde derzeit auch, ob ein solches Werk in Nordamerika oder Mexiko errichtet werden sollte.
ZF Friedrichshafen hat 2014 mit 3,7 Milliarden Euro fast ein Fünftel des prognostizierten Konzernumsatzes von mehr als 18 Milliarden Euro in Nordamerika erwirtschaftet. Der Umsatz in Nordamerika ist damit 2014 gegenüber dem Vorjahr um rund ein Fünftel auf etwa 3,7 Milliarden Euro gestiegen. In den USA erreichten die Friedrichshafener 2014 einen Umsatz von rund 3,3 Milliarden Euro. Ein Jahr zuvor lag der Wert bei 2,7 Milliarden Euro. In der Auflistung des ZF-Konzernumsatzes nach Marktregionen liegt Nordamerika damit nach Europa an zweiter Stelle. „Der Wachstumstrend in dem für uns so wichtigen Markt Nordamerika bleibt stabil“, erklärte Sommer. Grund sei vor allem die hohe Nachfrage nach energieeffizienten Pkw-Automatikgetrieben wie dem Acht-Gang-Aggregat. Von dem Getriebe wurden 2014 insgesamt rund 2,6 Millionen Stück produziert. „Durch die geplante Übernahme von TRW Automotive bieten sich dem vereinten Unternehmen ganz neue Perspektiven auf dem US-amerikanischen Markt.“ Der Anteil der USA am gesamten Konzernumsatz werde sich durch die Transaktion voraussichtlich verdoppeln.
In Detroit zeigt ZF zudem mit dem Innovation Car, welches Potenzial die Kombination von Elektromobilität mit Leichtbau-Ansätzen hat. In der ZF-Studie auf Kleinwagenbasis ergänzen Leichtbau-Fahrwerkkomponenten das elektrische Achsantriebssystem. Der E-Antrieb verbindet dabei dank Hochdrehzahlkonzept und integrierter Leistungselektronik hohe Leistung mit Effizienz, geringem Gewicht, kompakten Abmessungen und leisem Lauf.
ZF ist in Nordamerika insgesamt an 21 Standorten, davon 15 in den USA und sechs in Mexiko, vertreten. Die Zahl der Beschäftigten in der Region Nordamerika lag Ende 2014 bei rund 8700; davon beschäftigte ZF etwa 4900 Mitarbeiter in den USA.