Brembo sieht elektronische Bremse auf dem Vormarsch

Michael Knauer

Der Bremsenspezialist Brembo erwartet eine deutliche Zunahme elektronischer Bremssysteme in immer mehr Fahrzeuggattungen. Der Zulieferer sieht sich dafür bestens gewappnet, nicht zuletzt dank langjähriger Erfahrungen im Rennsport.

Freitag, 14. November 2014, 16.36 Uhr

Berlin. Der italienische Bremssystem-Hersteller Brembo rechnet in den nächsten Jahren mit einer deutlichen Zunahme elektronischer Systeme in der Bremstechnik. Generell werde die"Brake by Wire"-Technologie, das Bremsen über elektrische statt hydraulische Komponenten, in immer mehr Fahrzeugmodelle und -segmente vordringen, sagte am Freitag beim Automobilwoche-Kongress in Berlin Roberto Vavassori, verantwortlicher Direktor für die strategische Geschäftsentwicklung.

Er rechne damit, dass Braking-by-Wire parallel zum "Steering-by-Wire", zur elektronischen Lenkung, ausgerollt werde, sagte Vavassori.

Fast 60 Prozent der Innovationen aus dem Rennsport werden bei Brembo nach Angaben des Managers in Serienfahrzeuge übernommen. Ein Beispiel dafür sei das so genannte Torque Vectoring, bei dem beim Einlenken in eine Kurve ein kurveninneres Rad leicht angebremst wird, wodurch die Kurve schneller durchfahren werden kann. "Rennsport ist Leichtbau-Pflicht", betonte Vavassori vor diesem Hintergrund.

Noch viel Potenzial beim Leichtbau in der Bremstechnik

Brembo habe beim Leichtbau im Bremsenbereich schon viel erreicht, doch es bestehe noch erhebliches Potenzial, sagte Vavassori. Während ein Serien-Bremssattel des Herstellers rund acht Kilogramm wiege, komme ein Bremssattel für den Rennbetrieb auf nur noch zwei Kilogramm. Für sportliche Serienfahrzeuge habe Brembo eine Modellreihe aus Aluminium namens "Brembo Extrema" entwickelt, die von acht immerhin auf fünf Kilogramm Gewicht geschrumpft ist. Durch neue Legierungen und weitere Verfeinerungen werde das Gewicht der Bremsättel weiter sinken, prophezeite Vavassori.

Noch mehr Gewicht kann durch den Einsatz von High-Tech-Materialien bei den Bremsscheiben eingespart werden: So wiegt ein Serienmodell aus Gusseisen massive 15 Kilogramm, die Formel-1-Bremsscheibe aus Karbon aber nur noch ein Zehntel davon. Im sportlichen Bereich hat Brembo eine Bremsscheibe aus Karbon und Keramik im Programm, die sich mit vier Kilogramm begnügt.

Auch der Einzug von Braking-by-Wire-Systemen werde das Gewicht weiter senken helfen. "Wir können dadurch mehrere Meter an konventionellen hydraulischen Bremsleitungen überflüssig machen," so Vavassori.

2014 wird Brembo voraussichtlich auf einen Umsatz von 1,8 Milliarden Euro kommen. Das Unternehmen beschäftigt weltweit 8000 Mitarbeiter.