Stuttgart. Der Betriebsrat von Daimler kündigt Proteste gegen die neue Niederlassungsstrategie des Konzerns an. Laut Arbeitgebervertreter fanden am heutigen Mittwoch in 33 konzerneigenen Niederlassungen außerordentliche Betriebsversammlungen statt, um die Belegschaften über das Konzept "Own Retail - Neuausrichtung der Niederlassungen" des Daimler-Vorstands zu informieren. Automobilwoche hatte bereits in der Ausgabe vom 5. Mai berichtet, dass der Autohersteller seine neuen Pläne noch im Mai vorstellen will. Hintergrund sind hohe Verluste, die einzelne Niederlassungen einfahren. "Wir können es uns nicht leisten, dauerhaft nicht hinreichend profitabel zu arbeiten", hatte Andreas Burkhart von der Geschäftsleitung Mercedes-Benz Vertrieb Deutschland bereits im Vorfeld gesagt.
Wie der Gesamtbetriebsrat am Mittwoch berichtete, sollen nach dem neuen Konzept 36 Teilbetriebe von Niederlassungen und GmbH-Betrieben verkauft werden, betroffen seien 1500 Beschäftigte. Der Verkauf von ganzen Niederlassungen ist bis Ende 2015 durch die Vereinbarung "Zukunftssicherung Niederlassungen" von 2008 ausgeschlossen, Teilbetriebe können allerdings schon heute verkauft werden. Die Vereinbarung schließt außerdem betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2017 aus. Insgesamt arbeiten in den 33 konzerneigenen Niederlassungen mit 158 Teilbetrieben nach Angeber des Betriebsrats rund 15.000 Beschäftigte.
In einem ersten Schritt sollen die 33 konzerneigenen Niederlassungen regional in Verbünde zusammengefasst werden, berichtet der Betriebsrat. Durch die zentrale oder regionale Bündelung von Verwaltungsfunktionen sollen so weitere rund 340 Arbeitsplätze im administrativen Bereich abgebaut werden. Außerdem soll das neue Vertriebskonzept des Daimler-Vorstands mit dem Titel "Customer Dedication" in den Niederlassungen umgesetzt werden. Die Zuständigkeiten für Pkw und Nutzfahrzeuge werden danach strikt getrennt.Es würden nach den Vorstandsplänen bundesweit 13 Verbünde für den Pkw-Vertrieb und elf Verbünde für den Nutzfahrzeug-Vertrieb entstehen, so der Betriebsrat. Er zeigte sich "schockiert und enttäuscht, aber auch wütend über die Pläne des Vorstands". Die Betriebsräte der Niederlassungen und die zuständigen politischen Sekretäre der IG Metall kündigen weitere lokale und zentrale Aktionen und Kundgebungen unter dem Motto "unsere Niederlassung, unsere Arbeit, unsere Zukunft" an. "Zerschlagung ist keine Zukunftsstrategie. Belegschaften und Betriebsräte werden das so nicht akzeptieren", so Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht. "Wir verlangen Veränderungen im Konzept, bei denen es nicht nur um Margen, sondern auch um die Menschen geht. Die Unternehmensleitung muss sich mit uns an den Verhandlungstisch setzen und mit uns die Strategie neu diskutieren." Brecht fordert eine langfristige und positive Zukunftsperspektive für die Niederlassungen und ihre Beschäftigten.