Stuttgart. Beschäftigte und Betriebsräte der konzerneigenen Niederlassungen bei Daimler protestierten gegen die Pläne des Vorstands, den bundesweiten Vertrieb neu auszurichten. Zu der Protestkundgebung vor der Unternehmenszentrale in Untertürkheim kamen nach Angaben der IG Metall Baden-Württemberg rund 4000 Menschen.
Die Gewerkschaftsvertreter bemängeln, das Konzept des Vorstands, „Own Retail – Neuausrichtung Niederlassung“ sehe "einschneidende, strukturelle Veränderungen vor". Die IG Metall befürchtet, dass die "heutige Vertriebsorganisation scheibchenweise zerschlagen werden soll". Den betroffenen 15.000 Beschäftigten in den Mercedes-Niederlassungen könnte die Ausgliederung, der Verkauf ihrer Betriebe oder gar der ganzen Niederlassung drohen. Die Arbeitnehmenvertreter sprechen von einer "deutlichen Verschlechterung der Arbeitsbedingungen" und fordern, dass die tarifvertraglichen Regelungen weiterhin in vollem Umfang eingehalten werden.Die IG Metall fordert die Unternehmensleitung auf, die Gewerkschaft bei weiteren Gesprächen über die Zukunft der Niederlassungsorganisation mit einzubinden – andernfalls werde es weitere Proteste geben. Laut IG Metall sind zwar betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2017 und der Verkauf ganzer Niederlassungen aufgrund von Betriebsvereinbarungen bis Ende 2015 ausgeschlossen. Die Gewerkschaft kreidet dem Management aber an, die Beschäftigten nicht zu informieren, wie es nach Auslauf des Kündigungsschutzes für sie weitergehen soll
„Dem Gesamtbetriebsrat und den Betriebsräten der Niederlassungen fehlt jedes Verständnis dafür, dass das Management die funktionierende konzerneigene Niederlassungsorganisation aufs Spiel setzen will“, moniert der neue Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht. Die Niederlassungen seien mit ihrer Umsatzrendite im derzeitigen Marktumfeld durchaus profitabel. „Wir bezweifeln stark, dass es sich auf längere Sicht hin auszahlt, unter dem extremen Renditedruck des Kapitalmarkts diese Organisation zu zerschlagen. Die Belegschaften erwarten, dass sie nicht vom Unternehmen abgehängt und zum Verkauf angeboten werden“, so Brecht.
In den deutschlandweit 33 Niederlassungen mit 158 Standorten arbeiten derzeit 15.000 Menschen.