Berlin.„Die Chancen für neue Geschäftsfelder werden sich erhöhen“, sieht Wolf-Henning Scheider, Mitglieder der Geschäftsführung von Bosch und Sprecher des Unternehmensbereichs Kraftfahrzeugtechnik, gute Perspektiven für die Zulieferindustrie. Er erwartet eine Verschiebung bei der Wertschöpfung im Antriebsstrang in Richtung Zulieferer. Als ein Beispiel für eine Ausweitung der Geschäftsmöglichkeiten nennt Scheider den Elektromotor, für den die Stuttgarter komplette Antriebsstränge liefern. Beim Elektro-Powertrain bedient Bosch das gesamte Portfolio von 48 Volt- bis zu Hochvoltlösungen und das für alle Fahrzeugklassen. Auch die Kundengruppen werden sich seiner Einschätzung nach erweitern - „beispielsweise durch Mobilitätsdienstleister“. Zudem erhalte das Unternehmen zunehmend Kontakt zu den Endverbrauchern via Apps, beispielsweise um Ladestationen anzuzeigen.
„Die Powertrain-Arten näher sich von den Kosten her an“, ist Scheider überzeugt. Erreicht werden dies durch Skaleneffekte und Entwicklungen in der Technologie. Für das Jahr 2025 erwartet der Manager, dass sich die Kosten für einen Verbrennungsmotor und einen Elektromotor mit einer Reichweite von 150 Kilometern auf einem ähnlichen Niveau bewegen werden. Auch die Brennstoffzelle werde bei den Kosten bis zu diesem Zeitpunkt deutlich sinken, wenn auch nicht auf dasselbe niedrige Niveau.
Um neue Funktionen im Auto anbieten zu können, will er das Systemverständnis ausbauen. Ein wichtiger Schritt dafür sieht er in der Übernahme der restlichen 50 Prozent am Joint Venture ZF Lenksysteme. Derzeit befinde man sich im Stadium zwischen Signing und Closing. „Der Zukauf der Lenkung war nur konsequent“, so Scheider. Dieses tiefe Systemverständnis strebt Bosch auch bei Anwendungen rund um das vernetzte Fahrzeug an. Gleichzeitig macht der Chef der Kfz-Sparte auch deutlich, dass das Unternehmen offen für Partnerschaften ist.
Viel Potenzial verspricht sich Scheider von Lösungen für Motorräder. Vor allem auf dem Massenmarkt von Maschinen bis 250 ccm. Weltweit entfallen 95 Prozent der jährlich rund 120 Millionen produzierten Motorräder ab 50 ccm auf dieses Segment. Für diese in der Regel mit Vergasern ausgerüsteten Fahrzeuge bietet Bosch eine elektronische Einspritzung. Der Kraftstoffverbrauch soll sich so um bis zu 16 Prozent verringern lassen. Zudem sei eine App-Vernetzung bei nur geringen Zusatzkosten möglich, beispielsweise um eine Wegfahrsperre zu ermöglichen.