Berlin. Die GM-Marken Opel und Chevrolet wollen sich künftig stärker unterscheiden und arbeiten an einer Neuausrichtung ihrer Marken. Das kündigte Opel-Vorstandschef Karl-Thomas Neumann am Freitag beim Kongress der Automobilwoche in Berlin an. Zurückhaltender als in der Vergangenheit äußerte sich Neumann zu den Perspektiven der GM-Allianz mit dem französischen PSA-Konzern.
"Es gibt erhebliches Verbesserungspotenzial bei der Positionierung von Opel und Chevrolet" sagte Neumann vor rund 350 Zuhörern. "Um die Zielgruppen besser anzusprechen, müssen wir die Marken klarer voneinander trennen. Daran wird gearbeitet." Für die angepeilte neue Position von Opel nannte Neumann vier Punkte: aufregendes Design, hervorragende Konnektivität, deutsche Ingenieurskunst und ein gutes Preis-Wert-Verhältnis. "Opel ist nahbar und bietet high tech für alle", sagte Neumann.Der Opel-Chef ließ durchblicken, dass Opel auch wieder im boomenden Segment der Kompakt-SUVs Präsenz zeigen wolle. In der Vergangenheit hatte Opel hier mit dem Antara einen Trendsetter im Angebot. Auf die Frage, ob Opel nicht einen größeren SUV benötige als den Mokka, sagte Neumann knapp "ja."Keine Pläne habe Opel aber mit der Rückkehr in die Oberklasse. "Es wird kein Fahrzeug oberhalb des Insignia geben. Dazu ist die Marke noch nicht stark genug", sagte Neumann.Opel-Chef will mehr Abstand zu Chevrolet
Der seit März amtierende Opel-Chef machte deutlich, dass Opel im ausklingenden Jahr bei seiner Restrukturierung bedeutende Fortschritte gemacht habe, ohne aber schon am Ziel zu sein. "Wir wollen nicht zu früh jubeln. 2014 wird noch ein sehr schwieriges Jahr werden. Aber wir sind auf dem richtigen Weg zu mehr Profitabilität. Opel is back", sagte Neumann.
Opel habe den Marktanteil in Deutschland bei 6,8 Prozent stabilisiert und damit zum ersten Mal seit 15 Jahren keine Marktanteilsverluste erlitten. Mit der Gründung von Opel Financial Services habe Opel seit April nach vielen Jahren wieder einen eigenen Finanzdienstleister, was die Geschäfte auch bereits positiv antreibe. "Seit dem ersten Quartal ist der Anteil der Finanzierungen bereits um fünf Prozent gestiegen."General Motors glaube fest an die Zukunft von Opel und investiere bis 2016 mehr als vier Milliarden Euro in die Restrukturierung und in zahlreiche Produktneuheiten, betonte Neumann. Aufwärts gehe es auch in der Entwicklung: "Wir haben entschieden, 350 neue Ingenieure einzustellen, 60 Stellen sind derzeit noch offen", warb er für Interessenten.Wesentliche Wachstumsimpulse erhoffe sich Opel in Russland und in der Türkei. Russland werde schon in wenigen Jahren der größte Absatzmarkt in ganz Europa sein, der Marktanteil von Opel liegt dort per Ende Oktober bei 3,1 Prozent, das Markenimage von Opel in dem Land sei hervorragend. In der Türkei liege dieser Anteil bereits bei 8,2 Prozent, was angesichts der geringen Fahrzeugdichte und dem hohen Anteil junger Menschen gute Voraussetzungen für Wachstum seien, so Neumann.
Verabschiedet hat sich Opel dagegen von Plänen für eine massive Ausweitung der bestehenden kleinen Vertriebsorganisation in China. "Nach China zu gehen und dort für hunderte Millionen Euro einen Vertrieb aufzubauen, ist für mich eine völlig irrwitzige Strategie", sagte Neumann. Dennoch profitiere Opel massiv von der starken Position der GM-Tochter Chevrolet in diesem Wachstumsmarkt. "Der Opel-Turnaround wird finanziert durch den GM-Gewinn in Nordamerika und in China", sagte der Opel-Chef ohne Umschweife.Deutlich weniger euphorisch als bisher äußerte sich Neumann zu der seit Frühjahr 2012 bestehenden Allianz mit dem französischen PSA-Konzern. Es gebe konkrete Vereinbarungen im Bereich Logistik und Einkauf, die hohe Synergieeffekte hätten, erinnerte er. "Das sind erste Schritte einer Partnerschaft." Unverändert sei auch das Interesse, für die Nachfolger der Opel-Modelle Vivaro und Zafira, für die es im GM-Konzern keine gemeinsam nutzbare Plattform gebe, jeweils gemeinsam nutzbare Plattformen mit PSA zu entwickeln. "Wir brauchen Plattformen, auf denen mindestens eine Million Fahrzeuge gebaut werden können. Deshalb sind wir die Kooperation mit PSA in diesem Bereich eingegangen."
Ob es mit PSA jedoch wie bisher geplant auch eine gemeinsame Kleinwagenplattform geben wird, ließ Neumann offen: "Da müssen wir sehen, wie es weitergeht."