Maisach bei München. Seit 2007 bastelt BMW an einem Elektrocar aus Carbon. Anfang Juli 2013 ist es dann soweit: Der bayerische Hersteller lädt die ersten Journalisten zu einer Fahrt mit dem BMW i3 ein, dem Wagen, der laut BMW-Chef Norbert Reithofer eine "Revolution im Automobilbau" ausgelöst hat.
Der Elektroantrieb befindet sich hinten, die Fahrzeugstruktur ist zweiteilig: Das Auto besteht aus einem sogenannten „Drive-Modul“ aus Aluminium und einem „Life-Modul“, einer Fahrgastzelle aus Carbon, die auf dem Alu-Chassis aufsitzt. Leichtigkeit hatte bei der Entwicklung oberste Priorität, um das Gewicht der schweren Batterien auszugleichen. "Die Batterie ist das größte und schwerste Element des Antriebs", erklärt Franz Storkenmaier, Leiter Leichtbau bei BMW. Die Münchner sind der erste Hersteller, die ein Auto mit einer Karosserie aus Kohlefaser in Großserie auf den Markt bringt.Auf der „BMW und Mini Driving Academy“ im bayerischen Maisach nahe München stehen die Elektromodelle adrett nebeneinander aufgereiht. Die Scheinwerfer sind noch mit der typischen blau-weiß geringelten Tarnfolie abgeklebt, rund ums Auto schützt ein schmaler Steifen unterhalb der Fensterlinie die letzten Designgeheimnisse. Ein bisschen Geheimnis muss noch sein, schließlich will BMW sein neuestes Modell erst am 29. Juli mit großem Tam-Tam offiziell der Welt präsentieren. Fotografieren ist noch verboten.Ulrich Kranz, Leiter des Project i, aus dem die Marke BMWi entstanden ist, verspricht, dass „die Freude am Fahren auch beim Elektrofahrzeug sehr gut rüberkommt“. Auf einem Parcour mit Slalom, Wendehammer und den üblichen Übungen eines Fahrsicherheitstrainings will der Hersteller die Möglichkeiten seines E-Mobils demonstrieren. Und los geht's: Der Einstieg in den i3 ist leicht, das gegenläufige Türkonzept und der Verzicht auf die B-Säule erleichtern auch den Beifahrern auf dem Rücksitz den Einstieg. Der Fahrer sitzt angenehm hoch. Rechts hinter dem Lenkrad befindet sich ein Gangwählhebel, dort ist auch der Start-Stopp-Knopf. Den Fuß auf der Bremse, den Knopf gedrückt – wie bei der Automatik – springt der Wagen an. Aber so richtig anspringen tut er nicht, lediglich ein leises „kling“ macht darauf aufmerksam, dass das Auto fahrbereit ist, ein Motorengeräusch fehlt. Auf einem kleinen Bildschirm hinter dem Lenkrad werden Tempo, aber auch Reichweite und Ladezustand des Stromers angegeben. In der Mitte des Armaturenbretts befindet sich ein Multifunktionsdisplay, das zum Beispiel die Routenplanung bis zu nächsten Ladestation anzeigt. „Je nach Fahrweise beträgt die Reichweite 130 bis 160 Kilometer“, sagt Kranz. Wählen kann der Fahrer zwischen drei Modi – Comfort, Eco Pro und Eco Pro+ – und kann so die Reichweite mitbestimmen. Wem das nicht ausreicht, kann ein Modell mit Range Extender wählen. Der Reichweitenverlängerer ist ein 34 PS starker Zweizylinder-Viertaktbenziner aus dem BMW-Roller C 650.Erste Ausfahrt im BMW i3
Der vier Meter lange i3 wiegt 1270 Kilo, das wirkt sich positiv auf Handling und Beschleunigung aus. Der von BMW entwickelte Elektromotor leistet 170 PS, das maximale Drehmoment beträgt 250 Newtonmeter. Die Lenkung ist sehr direkt, die Slalomfahrt auf dem Maisacher Testgelände macht Spaß. Der kleine Wendekreis des Citycars mit exakt 9,86 Metern wird besonders im Stadtverkehr Vorteile bringen. Die BMW-Enwickler haben im i3 auf das „One-Pedal-Feeling“ gesetzt: Nimmt der Fahrer den Fuß vom Gaspedal, setzt der Rekuperationsmodus, das heißt, die Energierückgewinnung ein. Der Elektromotor wechselt aus der Antriebs- in die Generatorfunktion und speist Strom in den Lithium-Ionen-Akku – dadurch verzögert das Auto so stark, dass in vielen Fällen der Tritt auf die Bremse gar nicht mehr nötig ist.
Im Innenraum vermittelt eine luftige Atmosphäre ein Gefühl von Leichtigkeit und viel Platz. Weil der Ganghebel nicht zwischen den Sitzen sondern rechts hinter dem Lenkrad verbaut wurde, kann der nicht allzu beleibte Fahrer bequem auf den Beifahrersitz durchrutschen – das Stadtauto soll die Möglichkeit bieten, in engen Parklücken beidseitig aussteigen zu können. Die niedrige Gürtellinie, die kurze Front und die durchbrochenen C-Säulen ermöglichen eine gute Sicht. Kranz hat nicht zu viel versprochen – die Fahrt mit dem i3 macht wirklich Freude.BMW will dafür sorgen, dass auch das Aufladen nicht zur Last wird und schickt den Kunden Berater nach Hause, die sich um die Installation einer Wallbox, eine Anschlussmöglichkeit zum Laden, kümmern. Wer das leere Auto zuhause mit Wechselstrom betanken will, muss acht Stunden warten, ehe es wieder komplett aufgeladen ist, mit Gleichstrom „erreichen Sie 80 Prozent der Ladung innerhalb von einer Stunde“, so Kranz. Wie Automobilwoche aus Händlerkreisen erfuhr, kommt der i3 am 16. November in den deutschen Handel. Das Elektroauto soll rund 36.000 Euro kosten, mit Range Extender etwa 40.000 Euro. BMW wird die Serienversion des i3 und des Hybrid-Sportwagens i8 im September auf der IAA präsentieren. Der Preis für den i8 steht noch nicht ganz fest, derzeit rechnen die Händler mit einem Preis von 123.000 bis 125.000 Euro. Der Sportwagen soll im März oder April kommenden Jahres eingeführt werden.