General Motors drängt auf schwarze Zahlen bei Opel

Detroit. Für Opel-Chef Nick Reilly wird die Zeit zur Restrukturierung des Rüsselsheimer Unternehmens immer knapper. Hochrangige GM-Manager machten bei der Motorshow in Detroit deutlich, dass sie schnellstens die Rückkehr von Opel zu schwarzen Zahlen erwarten, möglichst noch in diesem Jahr. Reilly dagegen sagte erneut vor Journalisten, der Break Even solle im Verlauf des Jahres 2012 erreicht werden.

Zumindest operativ soll in diesem Jahr wieder die Gewinnschwelle erreicht werden. Allerdings kommen dann noch weitere erhebliche Restrukturierungskosten hinzu, weshalb man bei Opel von einem Minus von mindestens 500 Millionen Euro in diesem Jahr ausgeht - wenn der Absatz nicht einbricht. Immerhin geht es mit der Restrukturierung voran. 5000 von geplanten 8000 Stellen wurden nach Angaben von Reilly bereits abgebaut. "2011 wird uns die Restrukturierung deutlich weniger kosten als im vergangenen Jahr", ist der Opel-Chef überzeugt.

Falls Opel dieses Ziel aber verfehlen sollte, sind weitere Kostensenkungen unausweichlich. Dann steht auch ein weiterer Kapazitätsabbau in den europäischen Werken und insbesondere im Bochum Werk wieder auf der Tagesordnung.

"Wir sprechen darüber, den Break Even in diesem Jahr zu erreichen, das ist natürlich eine schwierige Aufgabe, aber der interne Plan sieht weiter vor, dass wir versuchen, die Profitabilität noch in diesem Jahr zu erreichen," sagte Chris Liddell bei der Motorshow in Detroit.

Deutliche Töne schlägt auch Strategiechef Stephen Girsky im Gespräch mit der Automobilwoche an: "Die Profitabilität muss so schnell wie möglich wieder erreicht werden. Dafür reichen Kostensenkungen allein nicht aus." Bei genauerem Nachfragen weicht Girsky aber aus. "Wir haben Antwerpen zu gemacht. Ist ein weiterer Kapazitätsabbau in Europa notwendig? Wir glauben, dass das reicht." Der ehemaliger New Yorker Banker erklärt, dass etwa die Hälfte der bisherigen Erholung bei General Motors aus Kostensenkungen stamme, die zweite Hälfte aber aus Preissteigerungen beziehungsweise geringeren Rabatten.

Hat Opel Spielraum für höhere Preise? Schon jetzt kostet ein gut ausgestatteter Astra nahezu gleichviel wie ein mittelmäßig ausgestatteter Golf. Der Preisvorteil von Opel ist stark geschmolzen.

Auch Opel-Chef Reilly räumt weiteren Handlungsbedarf ein. Er weiß um den Druck aus Detroit: "Da gibt es eine natürliche Ungeduld." Doch Reilly setzt vor einem weiteren Stellenabbau auf eine anhaltende Erholung der Märkte, die auch auf Opel abstrahlt. "Unsere Berechnungen zeigen, dass wir im zeitraum 2012/13 auf Basis einer Zwei-Schicht-Produktion eine Auslastung von 110 Prozent haben werden, bei einem Drei-Schicht-System immer noch 85 Prozent."

2010 allerdings stagnierte der Opel-Absatz bei knapp 1,2 Millionen Fahrzeugen. "Das ist ungefähr so viel wie im Vorjahr und kein Rekord", sagt Reilly ohne Schönfärberei. Damit Opel die Gewinnschwelle erreicht, seien 1,3 Millionen nötig, räumt er ein. Das klingt machbar, aber geschenkt wird Opel im Haifischbecken der Wettbewerber nichts.

Grund für die mäßige Entwicklung seien die Nachwehen der Abwrackprämien in mehreren europäischen Ländern, von denen Opel 2009 profitiert hatte. Anders als die Konkurrenz konnte Opel aber nicht vom Absatzboom in Asien und Amerika profitieren.