Volkswagen fördert Programmierschule ohne Lehrer

Praktische Programmierfähigkeiten können wichtiger sein als formale Qualifikationen. Auf diesen Gedanken setzt Volkswagen schon bei der internen Ausbildung von Software-Entwicklern in der Fakultät 73. Einen noch informelleren Ansatz unterstützt der Automobilhersteller nun in Wolfsburg mit mehreren Millionen Euro.

Als Anschubfinanzierung für die private gebührenfreie Programmierschule 42Wolfsburg stellt VW 3,7 Millionen Euro zur Verfügung, anschließend jährlich weitere zwei Millionen Euro. 600 Personen sollen dort in eigenständigen Lerngruppen ohne Lehrer und festes Raster von Lehrveranstaltungen das Programmieren lernen. Die Ausbildung soll drei bis fünf Jahre dauern.

Die Einrichtung ist ein gemeinsames Projekt der privaten und gemeinnützigen École 42 aus Frankreich und des eigens gegründeten Vereins 42Wolfsburg e.V. Das Ausbildungsinstitut soll Anfang 2021 in der Markthalle Wolfsburg eröffnet werden. Bereits im kommenden Jahr sollen bis zu 600 Studentinnen und Studenten in der Wolfsburger Markthalle ausgebildet werden. Die Teilnehmer erschließen sich den Ausbildungsstoff in eigenständigen Lerngruppen selbst.

Davon erhofft sich Volkswagen auch Nachwuchs für die eigenen IT-Abteilungen. „Für die digitale Transformation bei Volkswagen und in Deutschland brauchen wir Experten, die kreativ und engagiert Probleme lösen. Um bei der 42Wolfsburg zugelassen zu werden, sind deshalb keine Schulabschlüsse notwendig, sondern Talent und Motivation. In der IT-Branche sind die Absolvent der Programmierschule École 42 und ihrer internationalen Niederlassungen, dank ihrer exzellenten praktischen Kompetenz, gesuchte Fachkräfte“, betont VW-Personalvorstand Gunnar Kilian.

Wie an der École 42 in Paris wird die gebührenfreie Ausbildung an der 42Wolfsburg auch Bewerbern ohne Schul- oder Hochschulabschluss und unabhängig von Alter, Geschlecht und Herkunft offenstehen. Die zukünftigen Programmierer erschließen sich eigenverantwortlich in Lerngruppen Aufgaben und in Projekte mit steigendem Schwierigkeitsgrad.

Die Schule will damit das praxisorientierte Lernen nach dem „Peer-Learning-Prinzip“ fördern, bei dem die Studierenden von- und miteinander lernen. Sie sollen so sowohl die Fähigkeit zum lebenslangen Lernen als auch soziale Kompetenzen professionell entwickeln. Die Schule ist rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche geöffnet und bietet den Studenten neben der IT Lernumgebung ein Hardware Labor sowie eine Küche, Gemeinschafts- und Ruheräume.

Bei dem Auswahlverfahren der École 42 zählen Talent und Motivation. Wer den Online-Eignungstest erfolgreich abschließt, qualifiziert sich damit, an einem der vier wichtigen Auswahlverfahren teilzunehmen, bei dem vor Ort praxisorientierte Projekte bearbeitet werden. Die 2013 gegründete École 42 hat ihren Hauptsitz in Paris. Mittlerweile gibt es weltweit 33 Standorte und rund 10.000 Studierende.

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