"Toyota und Tesla werden gewinnen, wir alle verlieren"

Im härtesten Arbeitskampf in der US-Autobranche seit Jahrzehnten hat die oberste Führungskraft von Ford die US-Gewerkschaft UAW zu einem Ende der Streiks aufgefordert. "Executive Chairman" Bill Ford sagte am Montag (Ortszeit) am Firmensitz in Dearborn (Michigan), die gesamte Industrie stehe an einem "Scheidepunkt."

"Bei der Wahl des richtigen Weges geht es nicht nur um die Zukunft von Ford und unsere Wettbewerbsfähigkeit", sagte Ford. "Es geht um die Zukunft der amerikanischen Automobilindustrie. Toyota, Honda, Tesla und andere lieben diesen Streik, weil sie wissen, je länger er andauert, desto besser ist es für sie. Sie werden gewinnen, und wir alle werden verlieren."

Der Streik gegen die "Detroit 3" (Ford, General Motors, Chrysler) begann am 15. September in drei Montagewerken und hat sich seitdem auf rund 34.000 Beschäftigte in 44 Werken in den gesamten USA ausgeweitet. Ford hat von den drei Autobauern bislang das höchste Lohnangebot gemacht.

Bill Ford sagte, er habe sich bis jetzt absichtlich nicht öffentlich zu den Verhandlungen geäußert, wolle sich jetzt aber zu Wort melden. Er habe seit 1982 an allen UAW-Vertragsverhandlungen teilgenommen und sei überzeugt, das er der "gewerkschaftsfreundlichste Führer in der Branche" sei.

"Wir können das jetzt beenden", sagte Ford mit Blick auf den kostspieligen Streik. "Die Schließung dieses Werks schadet sofort Zehntausenden von Amerikanern, sowohl den Arbeitern als auch den Zulieferern und Händlern", sagte er. "Wenn es so weitergeht, wird es große Auswirkungen auf die amerikanische Wirtschaft haben und die lokalen Gemeinden verwüsten."

"Ich erinnere alle daran, dass wir nach dem Ende der Verhandlungen wieder zusammenarbeiten müssen, und zwar nicht nur zusammen, sondern wir müssen wieder eine Familie werden und weitermachen", sagte Ford weiter. "And we will."

Patrick Anderson, CEO der Anderson Economic Group, sagte, die Branche stehe kurz vor einem "Point of no Return", wenn der fünf Wochen alte Streik nicht schnell beendet werde. "Wir stehen an der Schwelle zu dauerhaften Produktionsverlusten und konkursgefährdeten Zulieferern."

UAW-Präsident Shawn Fain reagierte umgehend auf die Äußerungen von Ford. "Bill Ford weiß genau, wie er diesen Streik beenden kann. Er sollte (CEO) Jim Farley anrufen und ihm sagen, dass er aufhören soll, Spielchen zu spielen, und eine Einigung herbeiführen."

Es gehe in Wahrheit nicht um Ford gegen ausländische Autohersteller. "Es geht um Automobilarbeiter überall gegen die Gier der Unternehmen. Wenn Ford ein typisch amerikanisches Autounternehmen sein will, kann es auch typisch amerikanische Löhne und Sozialleistungen zahlen. Die Arbeiter bei Tesla, Toyota, Honda und anderen sind nicht der Feind - sie sind die UAW-Mitglieder der Zukunft."

Ford hatte Anfang Oktober die durch die Arbeitsniederlegung entstandenen wirtschaftlichen Verluste der gesamten Branche auf über 5,5 Milliarden Dollar geschätzt. Darin enthalten sind rund 2,7 Milliarden Dollar für die Detroit 3 und 1,6 Milliarden Dollar für die Zulieferer. (Mitarbeit: Michael Martinez)

Aus dem Datencenter:

Zulassungszahlen in den USA im dritten Quartal 2023