Klatten und Quandt festigen Macht bei BMW

Die BMW-Großaktionäre Susanne Klatten und Stefan Quandt gehören auch weiter dem Aufsichtsrat des Unternehmens an. Auf der sechseinhalbstündigen Hauptversammlung des Premiumherstellers in München wurden Klatten und Quandt mit deutlicher Mehrheit wiedergewählt. Sie gehören dem Kontrollgremium seit 1997 ohne Unterbrechung an und halten zusammen 48,5 Prozent der BMW-Anteile. Ohne die Kinder des 1982 verstorbenen, einstigen BMW-Retters Herbert Quandt und seiner Frau Johanna († 2015), fällt im Unternehmen weiterhin keine wichtige Entscheidung.

Susanne Klatten erhielt 87,55 Prozent der abgegebenen Stimmen der stimmberechtigten Aktionärinnen und Aktionäre, ihr Bruder Stefan Quandt erreichte 79,20 Prozent. Zuvor hatte Klatten in einer Kurzvorstellung betont, einen weiteren Beitrag zur Stabilität des Unternehmens leisten zu wollen. "Leistung lohnt sich, bis heute prägt dieses Prinzip das Unternehmen", so Klatten über BMW. Stefan Quandt sagte in seiner Vorstellung: "Der langfristige Erfolg von BMW liegt nicht nur in meinem Interesse, sondern mir auch am Herzen."

Auch der dritte Kandidat für eine Wiederwahl in den Aufsichtsrat, der seit 2019 dem Gremium zugehörige US-Unternehmer Dr. Vishal Sikka, wurde von der Hauptversammlung wiedergewählt. Sikka erhielt sogar 96,63 Prozent der abgegebenen Stimmen. Im kommenden Jahr stehen dann weitere Umbauten an, wenn die Amtszeit von Aufsichtsratschef Norbert Reithofer, der die Hauptversammlung leitete, abläuft. 

Grund für große Diskussionen und Proteste gab es für die Aktionärinnen und Aktionäre auf der ausschließlich virtuell durchgeführten Hauptversammlung nicht. Hinter BMW liegt ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2023. Der Vorstand wurde daher auch mit 99,88 Prozent der abgegebenen Stimmen entlastet, alle Mitglieder des Aufsichtsrats von BMW ebenfalls mit im Schnitt rund 99 Prozent der Stimmen. Der Vergütungsbericht für den Vorstand wurde mit 94,99 Prozent der Stimmen gebilligt.

Wie schon im vergangenen Jahr nutzte die Umweltorganisation "Fridays for Future" die dreieinhalbstündige Generaldebatte der Hauptversammlung allerdings für Kritik am Kurs des Unternehmens. Aktivistin Ronja Hofmann hatte sich über eine Aktionärsvertretung ein Rederecht gesichert und forderte in einer emotionalen Wortmeldung den Stopp des Verkaufs von BMW-Modellen mit Verbrennungsmotor: "Hören Sie auf mit dieser Zerstörung. Sie sind verantwortlich für das fossile Weiter-so!"

Hofmann warf dem Hersteller zudem vor, mit Lieferanten aus der chinesischen Region Ostturkestan zusammenzuarbeiten, in dessen Werken uigurische Zwangsarbeiter eingesetzt würden. BMW-Chef Oliver Zipse stellte dazu klar: "Wir gehen nicht davon aus, dass wir einen bestätigten Fall von uigurischer Zwangsarbeit in unserer Lieferkette haben."

Verstärkte Nachfragen seitens der Aktionärsvertreter gab es zu den Zuständen in und an einer Kobalt-Mine in Marokko, die BMW mit Rohstoffen für Batterien beliefert. Ein Rechercheverbund von NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung" hatte dem Premium-Hersteller vorgeworfen, dass der Lieferant dort gegen Umwelt- und Sozialstandards verstoßen habe. BMW hatte in der Folge zwei externe Untersuchungen durchgeführt, um sowohl die Umweltsituation als auch die Lage der Beschäftigten in der Mine zu analysieren. Andreas von Angerer von der Aktionärsvereinigung "Shareholders for Change" sagte in der Generaldebatte: "Eine proaktive Kommunikation an alle Aktionäre wäre wünschenswert gewesen, insbesondere bei den Audit-Ergebnissen."

BMW-Chef Oliver Zipse entgegnete dazu: "Es gab zwei externe Audits. Beim Sozialaudit haben sich die Vorwürfe im Wesentlichen nicht bestätigt, beim Umweltaudit lagen die Messwerte unterhalb der WHO-Grenzwerte für Trinkwasser. Dennoch haben wir gemeinsam mit Minenbetreiber Managem nach bereits erfolgten Sofortmaßnahmen einen langfristigen Maßnahmenplan entworfen, um die Umweltstandards zu verbessern. Unser Ansatz ist: Befähigung statt Rückzug." Ein direkter Vergleich mit den Proben des Rechercheverbunds sei nicht möglich gewesen, da NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung die von ihnen erhobenen Proben nicht zur Verfügung gestellt hätten. Zipse: "Ein eindeutiger Bezug zum aktuellen Minenbetrieb konnte nicht hergestellt, aber auch nicht zweifelsfrei ausgeschlossen werden."