VW in Emden: Weniger Kosten und Emissionen durch neue Logistik

Transformation lautet das Mantra bei Volkswagen, und wer darunter das Thema E-Mobilität versteht, liegt nicht falsch. Wie andere Unternehmen haben sich auch die Wolfsburger das Ziel gesetzt, über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg nachhaltiger zu werden. Dass dabei auch Einsparpotenziale realisierbar sind, zeigt im VW-Werk Emden die Neuaufstellung der Logistik.

Anlässlich der Investitionen in die MEB-Produktion zentralisierten und automatisierten die Ostfriesen auch ihre Logistik-Standorte und -Prozesse erheblich. Seit März 2023 verfügt das Werk, das in der  Logistik 440 interne und 720 externe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt und täglich 1,8 Millionen Teile bewegt, über ein hochautomatisiertes Hochregal- und Kleinteilelager in unmittelbarer Nähe der Montagelinie. Das war zuvor noch anders.

Bis zur Inbetriebnahme der neuen Logistik-Infrastruktur lagerten die Emder benötigte MQB-Teile quer über das gesamte Stadtgebiet verstreut. Auf 46.000 Quadratmetern externer Fläche warteten die Teile auf ihren Einsatz, 17.000 Lkw-Ladungen mussten pro Jahr durch die Stadt gefahren werden.

"Die damit verbundenen Kosten und CO2-Emissionen wollten wir für die Zukunft vermeiden", sagft Sebastian Schmickartz, Logistik-Chef im Emder VW-Werk.

Das Ergebnis der insgesamt 42 Millionen Euro hohen Investition ist jetzt auf insgesamt 7000 Quadratmetern Fläche zu bestaunen – und bietet Platz für 16.000 Großladungs- und 70.000 Kleinladungsträger genannte Teilebehältnisse. Dazu ist das neue Lager hochautomatisiert.

Die Ein- und Auslagerung, die Depalettierung und der Betrieb der Routenzugbahnhöfe erfolgen ohne menschlichen Eingriff. "Auch andere Volkswagen-Standorte verfügen natürlich über automatisierte Logistik-Prozesse", sagt Schmickartz dazu. "In dieser Art und Häufung hat aber bislang nur das Werk Emden die einzelnen Puzzleteile zusammengesetzt."

Einen Prozess haben Schmickartz und sein Team allerdings noch nicht automatisiert. Nach der Auslagerung werden die Teile weiterhin manuell an die Montagelinie gefahren. Spätestens 2026 soll sich das aber ändern: Für dann ist die Einführung eines fahrerlosen Transportsystems (FTS) geplant.

Das will Volkswagen für seinen Emder Standort leasen, für den Aufbau der notwendigen Infrastruktur sind weitere zwei Millionen Euro Investitionen vorgesehen. Wie sich das FTS auf die Zahl der Arbeitsplätze im Bereich auswirkt, darauf will sich Schmickartz nicht festlegen. Auch weil man noch nicht abschätzen könne, ob das wirklich für alle Bandbereiche einsetzbar sei.

Was Volkswagen jedoch beziffert: Nach der Neustrukturierung der Logistik und der Inbetriebnahme der neuen Lager werden 150 Kräfte externer Dienstleister nicht mehr benötigt. Außerdem spare man durch die Auflösung der externen Lagerflächen und den Wegfall der Transporte jährlich 16 Millionen Euro – und 123 Tonnen CO2. Und die Zahl der sogenannten Supermärkte, also die Zahl der Kommissionierungsbereiche, konnte man ebenfalls von 107 auf jetzt 42 senken.

In Emden produziert Volkswagen fast nur noch vollelektrische Autos. Vom Band laufen in Ostfriesland das Kompakt-SUV ID.4, die Limousine ID.7 und mit dem ID.7 Tourer VWs erster Elektro-Kombi. Bis zum Angebotsende 2026 kommt als einziger Verbrenner außerdem noch der Arteon Shooting aus dem Werk in der Seehafenstadt. Vor allem vom ID.7 Tourer erhofft sich der Standort viel. Derzeit produziert das Werk Emden in zwei von drei möglichen Schichten.