Comeback im Schatten von Cupra: Was Seat bis 2027 plant

Ziemlich häufig geisterte in den vergangenen Jahren das Gerücht durch die Medien, der extrem schnelle Aufstieg von Cupra würde den Abstieg, wenn nicht gar das Ende von Seat bedeuten. Dass dem nicht so ist, bestätigte jüngst in aller Klarheit CEO Wayne Griffiths im Gespräch mit der Automobilwoche: "Cupra wird nicht Seat ersetzen, Seat wird nicht verschwinden."

Die spanische Volkswagen-Tochter, seit über 40 Jahren in Deutschland vertreten und oft als Sorgenkind im Konzern bezeichnet, erlebt sogar ein Comeback. Musste Seat im Zuge des Mangels an Mikrochips gegenüber der margenträchtigeren Marke Cupra zurückstecken, ziehen nun die Verkäufe von Ibiza, Leon, Arona und Ateca in Deutschland wieder an.

36.000 Neuzulassungen im ersten Quartal sind ein Plus von 42 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Das Kompaktmodell Leon konnte in den ersten fünf Monaten des Jahres sogar um 107 Prozent zulegen. Sollte der Rest des Jahres ähnlich verlaufen, hätte Seat gute Chancen, dieses Jahr seinen Marken-Bestwert von 2019 zu übertreffen. Der lag damals bei 138.670 Einheiten.

Die Sache hat allerdings einen Haken. Vor fünf Jahren war die Produktpalette jung. Bis heute hat Seat aber kein neues Modell hinzugefügt. Das letzte war 2018 der Tarraco. Das größte SUV im Portfolio wurde mittlerweile sogar aus dem Programm genommen.

Die Position des Tarraco übernimmt der etwas kleinere Terramar von Cupra, der noch in diesem Jahr seinen Marktstart hat und als letztes Verbrenner-Fahrzeug der Marke Cupra gilt.

Eine Produktaufwertung (PA) bekommen im Herbst der Seat Leon und Leon Kombi. Einzug halten wird die letzte Entwicklungsstufe des Plug-in-Hybrids von Volkswagen. Bei Ibiza und Arona (in Deutschland Seats Bestseller) steht eine zweite Überarbeitung für nächstes Jahr auf der To-do-Liste.

Vom Zyklus her wären hier eigentlich Neuauflagen an der Reihe, doch lässt Seat beide Modelle bis auf Weiteres im Programm, macht sie aber fit für die Abgasnorm Euro 7.

Analog zum Polo bei Volkswagen dürfte auch Seat das manuelle Getriebe in Rente schicken und durch das Direktschaltgetriebe DSG ersetzen. Gleiches wird sicher auch dem Ateca widerfahren, dem einst ersten SUV der Spanier.

Optisch läuft das seit dem Jahr 2016 gebaute Modell unverändert weiter und soll, wie der Rest des Seat-Angebots, die Märkte bedienen, in denen sich Kunden keine Elektroautos leisten können oder wollen.

Dennoch wird auch Seat eines Tages den Schalter umlegen. Schätzungsweise in drei bis vier Jahren dürfte es losgehen. Denn jüngst hat Volkswagen bekannt gegeben, 2027 ein Einstiegsmodell unterhalb des ID.2 für 20.000 Euro auf den Markt zu bringen.

Gut möglich, dass Seat hier für sich ein Derivat ableitet. Zur Marke passen würde solch ein City-Stromer zumindest. Griffiths: "Wir werden Seat jedoch erst elektrifizieren, wenn es finanzierbar ist."