Branchenfremden Dritten keine Chance lassen

Die Transformation führt im Gebrauchtwagenmarkt zu Brüchen und macht die Branche für Dritte interessant. Alle Beteiligten sehen Chancen, vom Markt mehr abzubekommen. Rund sieben Millionen Besitzumschreibungen gibt es jährlich in Deutschland. Das Gros geht über den Handel. Im vergangenen Jahr erzielten Marken- und freie Händler mit Gebrauchtfahrzeugen einen Umsatz von rund 82 Milliarden Euro.

Gerade Corona hat den Blick verstärkt auf Gebraucht gelenkt. Während die Neuwagen 2020 deutlich unter dem Vorjahr waren, konnten Gebrauchte im vergangenen Jahr das Niveau halten. Das hat sich für viele Händler ausgezahlt.

"Als Akteure im Markt sind wir gut beraten, über das heutige Geschäftsmodell nachzudenken", sagte Stefan Imme, Chief Digital Officer bei Volkswagen Financial Services, beim Webcast "Automobilwoche TALKS BUSINESS".

Imme warnt vor digitalen Riesen wie beispielsweise Amazon, die sich zwischen Händler und Kunde drängen und ihre Kundenpotenziale aus anderen Industrien nutzen. "Mit der Börsenplattform Heycar bauen wir einen nachhaltigen Kundenzugang und reichern ein bestehendes Ökosystem an."

Auch Marco Christ, Generalbevollmächtigter der Creditplus Bank, sieht die Gefahr. "Man muss sein geschlossenes System anbieten, dass keiner von außen in die Wertschöpfungskette eingreifen kann." Wichtig sei, dem Handel den ersten Kontakt zum Kunden nicht zu stehlen.

Stattdessen setzt Christ auf den Ausbau des Ökosystems. So hat die Bank, die sowohl als Non-Captive als auch als Captive bei Suzuki agiert, in Kooperation mit Vive La Car nun ein Abo-Modell aufgelegt. Angeboten wie einer eigenen Gebrauchtwagenbörse erteilte Christ eine Absage.

Durchaus zu Recht – aus Sicht von Matthias Alkier, Marketingchef von Auto1 FT. Das auf Finanzdienstleistungen für Händler spezialisierte Start-up wurde 2017 als Finanzierungsvehikel für die Auto1 Group gegründet, mittlerweile gehören dem Geschäftsmann Bensen Safa mehr als drei Viertel der Anteile.

Alkier sieht auf dem Markt für Gebrauchtwagenbörsen allenfalls Chancen für neue Anbieter mit Blockchain-Technologie. Auch beim Berliner Start-up will man sich im laufenden Jahr mit dem Thema auseinandersetzen. Damit würde das Start-up eine weitere digitale Option auf dem Gebrauchtwagenmarkt schaffen.

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