Trotz Paradigmenwechsel gute Chancen im Servicemarkt

Die Branchentransformation wird auch den Servicemarkt umkrempeln. Auch wenn der Wettbewerb größer wird, bietet der Markt neue Chancen für Werkstätten. Um diese erfolgreich zu nutzen, sind unternehmerische Fähigkeiten und eine längere Perspektive gefragt. Darin waren sich die Teilnehmer beim Webcast der Reihe "Automobilwoche TALKS BUSINESS" einig.

Dabei müssen sich die Betriebe auf große Herausforderungen einstellen. "Der Markt wird dauerhaft zurückgehen und sich komplett wandeln", ist Prof. Sven Strube überzeugt. Strube betreibt nicht nur ein eigenes VW-Autohaus, sondern lehrt auch an der Ostfalia Hochschule in Salzgitter. Entscheidend sind die richtigen Konzepte, die jeder Unternehmer für sich erarbeiten müsse. Er selbst setzt früh auf das Thema Elektroautos. Dadurch gewann er Kunden, auch von anderen Marken.

Etwas mehr Zeit für die Neuorientierung haben die Skoda-Partner. Hilmar Niebel, Serviceleiter Skoda Auto Deutschland, erwartet in den nächsten Jahren noch wachsende Bestände, auch bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. "Der Paradigmenwechsel kommt später, fällt möglicherweise aber heftiger aus." Entscheidend sei, die Servicepartner dafür zu sensibilisieren. Wie erreicht man den Kunden? Was biete ich ihm?

Auf den Wechsel müssen sich natürlich auch freie Werkstätten einstellen. Thomas Koch, Verkaufsleiter Europa Mitte bei Bosch Automotive Aftermarket, ist überzeugt, dass die technische Seite des Umbruchs den Spezialisten vor Ort keine Probleme bereiten wird, die Herausforderungen liegen eher an der Beherrschung der Schnittstelle zum Kunden und an der Effizienz der Betriebe. Wichtig sei, junge Menschen für die Branche zu gewinnen, dass sie hier eine Berufsperspektive sehen. "Wir müssen die Attraktivität einer Tätigkeit in den Werkstätten hoch halten."

Dann bietet das Thema E-Mobilität gerade auch freien Betrieben gute Potenziale. Wie Aiways kommen neue Hersteller auf den Markt, die kein Netz haben. "Auch wir sind in Gesprächen mit entsprechenden Herstellern", bestätigt Koch. Es gebe hier einen großen Beratungsbedarf. Durchaus möglich also, dass Bosch Car Service bald Partner eines E-Herstellers ist, der den Markteintritt in Europa versucht.

Auf der anderen Seite streben die etablierten Marken an, ihre Kunden länger zu halten. Im Segment eins, in das Fahrzeug bis fünf Jahre gehören, sind viele Fabrikate gut aufgestellt. Doch bei den Segmenten zwei und drei, also den Fahrzeugen, die älter als fünf bzw. älter als zehn Jahre sind, ist die Loyalitätsrate der Kunden häufig gering.

Volkswagen hat dafür die Budget-Kette "Economy Service" eingeführt. Strube, der einen entsprechenden Standort betreibt, hat gute Erfahrungen damit. Gerade im Werkstattbereich sei es wichtig, nah am Kunden zu sein. Gerade in Regionen, in denen die Marke nicht stark vertreten ist, sei dies ein gutes Konzept mit relativ geringen Kosten. "Wir bekommen so immer wieder Kunden zur Marke zurück", so Strube.

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