Mit Alles.Auto wollte die AVAG das Plattform-Oligopol aufbrechen. Jetzt hat der Augsburger Handelsriese seine Pläne begraben.
AVAG hat ihre E-Commerce-Plattform Alles.Auto eingestellt.
Der Handelsriese AVAG begräbt seine Online-Pläne: Der Augsburger Mehrmarkenhändler hat den Stecker bei Alles.Auto gezogen und seine E-Commerce-Plattform zum Jahresstart eingestellt.
„Wir hätten uns für Alles.Auto natürlich eine andere Entwicklung gewünscht, aber die Plattform hat sich nicht so entwickelt wie erhofft“, sagt AVAG-Co-Chef Roman Still.
Das Aus von Alles.Auto kann als Rückschlag für die gesamte Branche gewertet werden. Denn die AVAG-Gruppe wollte gemeinsam mit anderen Händlern das Oligopol der Kfz-Handels-Plattformen aufbrechen.
Damit ist ein weiterer Angriff auf Mobile.de, Autoscout24 & Co gescheitert. Doch im Gegensatz zu den Plattformen wollte Alles.Auto nicht nur den Handel, sondern die gesamten Prozesse eines Autohauses ins Netz verlagern.
Die Investitionen wollte die AVAG allein nicht stemmen, deshalb suchte sie nach Partnern im Autohandel. Bis Ende 2023 sollten 40 bis 50 Gesellschafter und 100 bis 150 Händler als Nutzer gefunden werden.
Doch der Handelsriese aus Augsburg stieß bei den Wettbewerbern auf Skepsis. Große Gruppen wie BOB Automotive, Schneider-Gruppe, Koch Automobile oder AutoLevy beteiligten sich. Aber am Ende waren es zu wenig.
Mehrmals überarbeitete die AVAG das Konzept. Schon vor dem Start wurden die ursprünglich geplanten Gesamtkosten von 230 Millionen Euro auf 160 Millionen Euro reduziert.
Bereits im vierten Jahr sollte die Plattform einen Gewinn (Ebit) abwerfen. Das geht aus einer Präsentation hervor, die der Automobilwoche vorliegt. Sie sollte helfen, Investoren zu überzeugen.
Der nächste Strategieschwenk folgte: Alles.Auto rückte ein White-Label-Angebot in den Vordergrund, die unabhängige Plattform wurde zum Sekundärbaustein herabgestuft. Doch selbst das half nicht.
Jetzt will sich die AVAG-Gruppe wieder stärker auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. „Wir werden die Erkenntnisse und die Expertise von Alles.Auto weiter nutzen, um die Digitalisierung in unseren Autohäusern eigenständig voranzutreiben“, kündigt Still an.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr erwirtschaftete das Familienunternehmen mit seinen mehr als 6.000 Mitarbeitern einen Umsatz von etwa drei Milliarden Euro und brachte rund 120.000 Fahrzeuge auf die Straße.
