Studie: Verbraucher wollen mehr Alternativen zum Auto

Zwar bleibt das Auto für Verbraucher das wichtigste Verkehrsmittel, aber die Skepsis wächst. Mehr als zwei Drittel (69 Prozent) der Verbraucher halten ein grundsätzliches Umdenken bezügliche Mobilität für notwendig. Nur jeder Zehnte (elf Prozent) sieht überhaupt keinen Handlungsbedarf.

„Die Neugestaltung des Verkehrsraumes ist die Kernaufgabe für eine nachhaltige und sichere Mobilität“, sagte Michael Fübi, Präsident des TÜV-Verbands, bei einer Online-Pressekonferenz. Was die Verbraucher erwarten, zeigt die „TÜV Mobility Studie 2024“, für die Ipsos im Auftrag des Verbands 2500 Personen ab 16 Jahren befragt hat.

Die Teilnehmer wünschen sich den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs (90 Prozent), eine bessere Infrastruktur für den Zweiradverkehr (88 Prozent) oder verkehrsberuhigte Stadtviertel.

„Städte wie Paris, Barcelona oder Kopenhagen zeigen, in welche Richtung sich die urbane Mobilität entwickeln kann“, sagte Fübi. Konzepte wie die 15-Minuten-Stadt (72 Prozent) oder eine stark auf den Fahrradverkehr ausgerichtete Stadtplanung (72 Prozent) finden in der Umfrage viele Anhänger.

Zugleich müssen Autofahrer mit Einschnitten rechnen. Eine deutliche Mehrheit befürwortet Maßnahmen wie eine Abschaffung des Dienstwagenprivilegs (62 Prozent), eine stärkere Förderung der E-Mobilität (61 Prozent) oder ein Tempolimit von 130 km/h auf Autobahnen (61 Prozent).

Doch am Auto wollen die meisten Verbraucher grundsätzlich festhalten: Eine Verdrängung des Autoverkehrs oder eine massive Verteuerung, sodass es sich nur noch wenige leisten können, lehnt die Mehrheit ab: Umweltzonen ohne Verbrenner (52 Prozent), zusätzliche kostenpflichtige öffentliche Parkzonen (54 Prozent) und die Einführung einer City-Maut in Großstädten (56 Prozent) kommen nicht gut an.

„Wenn wir uns alle ändern müssen, aber am Auto festhalten wollen, wird dies natürlich schwierig“, sagte Fübi. Weniger als jeder Dritte (32 Prozent) kann sich ein Umstieg vom Auto auf ein anderes Verkehrsmittel vorstellen.

Das verwundert wenig, schließlich ist das Auto im Alltag der meisten Verbraucher fest verankert. Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) nutzt es jeden Tag. Bei der Umfrage vier Jahre zuvor waren es noch drei Punkte weniger.

Andere Verkehrsmittel spielen eine deutlich geringere Rolle: Zu Fuß gehen an einem gewöhnlichen Werktag 43 Prozent, sieben Punkte weniger als vor vier Jahren. Jeder Dritte steigt täglich aufs Rad (32 Prozent), etwas weniger in den Öffentlichen Nahverkehr (30 Prozent).

„Wenn wir die Verkehrswende schaffen wollen, spielen Elektroautos eine wesentliche Rolle“, sagte Fübi. Doch damit kann sich nur ein Teil der Verbraucher anfreunden. Mit 51 Prozent hält es die knappe Mehrheit für unwahrscheinlich, sich beim nächsten Kauf für ein E-Auto zu entscheiden. Dies entspricht dem Niveau zwei Jahre zuvor (52 Prozent).

An den Gründen hat sich in den vergangenen Jahren nichts geändert: Anschaffungskosten (54 Prozent) und Reichweite (51 Prozent) schrecken die Verbraucher am häufigsten vom Kauf ab.

„In der Wahrnehmung der Nutzer ist nicht angekommen, dass die Fahrzeuge, die heute auf den Markt kommen, deutlich reifer sind“, sagt Fübi. Schlimmer noch: „Die Bedenken mit Blick auf die Sicherheit sind deutlich gewachsen.“

Mittlerweile äußert knapp jeder Fünfte (18 Prozent) Sicherheitsbedenken, vor vier Jahren waren es noch weniger als jeder Zehnte (acht Prozent). 40 Prozent haben in ein Elektroauto weniger Vertrauen als in einen Verbrenner.

Da verwundert es wenig, dass mit 55 Prozent mehr als die Hälfte der Verbraucher ein Verbrenner-Aus (Nutzung fossiler Kraftstoffe) für 2035 ablehnen.