Telematik findet zunehmend den Weg in die Fuhrparks. Versicherer unterstützen den Trend. Doch viele Nutzer sind noch skeptisch, vor allem aus einem Grund.
Vernetzte Fuhrparks: In mehr als drei Viertel aller Transporter kommt Telematik zum Einsatz.
Die Aussichten sind trüb. Gerade einmal 0,2 Prozent Wachstum prognostiziert das Ifo-Institut der deutschen Wirtschaft in diesem Jahr. Unternehmen sparen, wo sie nur können. Doch gerade in der Mobilität laufen vielen die Kosten davon.
Seit 2020 verteuerten sich Kraftstoffe und die Kfz-Versicherung laut Statistischem Bundesamt jeweils um mehr als 40 Prozent, allein 2024 stiegen die Versicherungsprämien um ein Fünftel. Viele suchen daher nach Möglichkeiten, die Kostenflut einzudämmen.
Eine davon ist Telematik. Vor allem Unternehmen, die die Technik bereits nutzen – etwa in Lkw – haben die Nutzung intensiviert und rollen sie auf die gesamte Flotte aus. Das belegt eine Studie des Marktdatenspezialisten Dataforce.
Demnach ist die Telematiknutzung für Pkw in Flotten, die bereits Telematik einsetzen, von 20 Prozent im Jahr 2018 auf 38 Prozent im Jahr 2024 gestiegen, bei Transportern ist die Nutzung sogar von 51 Prozent in 2018 auf 78 Prozent in 2024 gestiegen.
"Gerade große Flotten können mithilfe von Telematik deutliche Einsparungen erreichen", sagt Julian Ilge, Marktforscher bei Dataforce. Indem die Fahrzeuge mit der Zentrale vernetzt sind, können Fuhrparkmanager die Routenplanung oder Wartung optimieren, was Betriebs- und Kraftstoffkosten senkt. Darüber hinaus können Telematiksysteme Daten zum Beschleunigungs- und Bremsverhalten übermitteln.
Auch eine Überwachung, ob Fahrer abgelenkt sind, ist möglich. "Mithilfe von Daten zum Fahrstil der Mitarbeiter können die Unternehmen unerwünschtes und gefährliches Fahrverhalten abstellen", sagt Ilge.
Dass das Monitoring diszipliniert, zeigen Erfahrungen des Versicherers Allianz bei Privatkunden. Diese können in einem Telematik-Tarif ihr Fahrverhalten aufzeichnen lassen und erhalten bei umsichtiger Fahrweise niedrigere Beiträge. 80 Prozent der Kunden mit Telematik-Tarif erhalten laut Allianz am Ende des Versicherungsjahres einen Bonus und haben eine geringere Schadenquote als Nutzer ohne Telematik-Tarif.
Doch in Fuhrparks herrscht oft noch Skepsis – der Anteil der Telematik-Nutzer stagniert seit Jahren bei etwa 20 Prozent. Viele seien besorgt in puncto Datenschutz, erklärt Ilge. Zudem scheuen viele die hohen Anfangsinvestitionen, berichtet Christian Sahr, Geschäftsführer des Allianz Zentrum für Technik (AZT).
Der Versicherungskonzern hat großes Interesse, der Technik im Flottenbereich zum Durchbruch zu verhelfen, um das Unfallaufkommen und damit die Kosten zu senken. Denn die seit Jahren steigenden Schadensummen bescheren Kfz-Versicherern hohe Verluste – allein 2024 rund zwei Milliarden Euro.
"Telematik kann helfen, die Verkehrssicherheit erheblich zu verbessern", sagt Sahr und ergänzt: "Vor allem mit Ablenkungs-Überwachungssystemen lassen sich viele Unfälle vermeiden."
Davon würden letztlich auch die Fuhrparks profitieren, über weniger Ausfälle sowie niedrigere Versicherungskosten – die Prämien in Fuhrparks richten sich individuell nach dem Schadengeschehen des Vorjahres.
Gibt es weniger Unfälle, wird es für Firmen billiger. "Wir brauchen in den Fuhrparks eine andere Denkweise. Sicherheits- und Telematiksysteme sind keine Kostenfaktoren, sondern Kostensenkungssysteme", sagt Sahr.
Um die Technik voranzubringen, überlegt der Versicherer, Firmen bei der Anfangsinvestition in Telematiksysteme etwa zur Ablenkungs-Überwachung finanziell zu unterstützen. "Wir sind überzeugt, dass Telematik der Standard der Zukunft sein wird", sagt Sahr.
