Studie: Interesse an Elektro-Dienstwagen sinkt

Der Flottenmarkt gilt als Treiber für die Umstellung auf Elektroautos, doch die Wende stockt. Viele Unternehmen drehen die Entwicklung zurück und nehmen BEVs aus ihren Fuhrparks.

"Es gibt derzeit keinen weiteren Wandel in den Unternehmensflotten hin zu reinen Elektroautos", sagt Arval-Managerin Katharina Schmidt, die für den jährlichen Fuhrpark- und Mobilitätsbarometer des Leasingspezialisten verantwortlich ist. In Deutschland wurden 300 Unternehmen befragt, insgesamt waren es mehr als 8000 Firmen in 28 Ländern.

Die Skepsis gegenüber Elektroautos zeigt sich in allen befragten Regionen, ganz besonders aber hierzulande. Laut deutschen Studienergebnissen, die der Automobilwoche exklusiv vorliegen, haben 28 Prozent der befragten Unternehmen reine E-Autos in ihrer Pkw-Flotte, fünf Prozentpunkte weniger als ein Jahr zuvor.

Der E-Anteil zwischen den europäischen Ländern unterscheidet sich immens: In Norwegen hat mehr als jedes zweite Unternehmen (55 Prozent) BEVs in seinem Fuhrpark, in Rumänien sind es gerade mal drei Prozent.

Unterm Strich nahm der Wert in Europa ab, allerdings auf einem niedrigeren Niveau als in Deutschland: Hatte im vergangenen Jahr europaweit noch knapp jedes vierte Unternehmen (24 Prozent) BEVs in seiner Flotte, ist es nun nur gut jedes Fünfte (22 Prozent). Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Plug-ins, wenn auch schwächer ausgeprägt.

Die neuen Gründe sind die alten: Ladeinfrastruktur. Doch während die öffentlichen Lademöglichkeiten nur von gut jedem fünften Unternehmen (22 Prozent) genannt werden, halten vor allem die fehlenden Ladestationen in den Betrieben (32 Prozent) und die Situation bei den Mitarbeitern die Unternehmen ab.

"Die Ladeinfrastruktur beschäftigt Unternehmen nicht nur in Deutschland, sondern auch in allen anderen Ländern", sagt Schmidt. "Es ist ein entscheidender Faktor, weshalb viele Unternehmen mit der Einführung von Elektroautos in ihre Flotten zögern."

Wichtigstes Argument für die Nutzung alternativer Antriebstechnologien sind deren geringeren Auswirkungen auf die Umwelt (40 Prozent), gefolgt von der Erfüllung der CSR-Richtlinien (33 Prozent) und Steuervorteilen (32 Prozent).

Dagegen verlieren die Auswirkungen auf das Unternehmensimage an Bedeutung: Hofften 2024 noch 34 Prozent, mit alternativen Antriebstechnologien ihr Image zu verbessern, sind es jetzt nur noch 30 Prozent.

Auch mit Blick in die Zukunft zögern Unternehmen, die E-Wende weiter voranzutreiben: Wie im Vorjahr gehen sie davon aus, dass in drei Jahren der BEV-Anteil im Fuhrpark lediglich bei 27 Prozent liegt. Benziner und Diesel stellen mit 42 Prozent weiter das Gros.

Noch schlechter steht es um die Wende bei leichten Nutzfahrzeugen, hier drehen die Unternehmen noch deutlicher das Rad zurück: Hatte 2023 noch jedes sechste Unternehmen (18 Prozent) alternative Antriebe in der Transporter-Flotte, ist es jetzt nur noch jedes siebte (14 Prozent).

Noch deutlicher ist die Verschiebung bei den Plänen zu spüren: 2023 wollte noch mehr als jedes dritte Unternehmen (34 Prozent) alternative Antriebe in den folgenden drei Jahren in seiner Transporter-Flotte einführen. Jetzt ist es nicht einmal mehr jedes Vierte (23 Prozent).

Der Rückgang bei Elektroautos steht im Gegensatz zu den sonstigen Flotten-Plänen der deutschen Unternehmen: Mehr als drei Viertel (76 Prozent) der Firmen rechnen in den nächsten drei Jahren mit einem stabilen Fuhrpark, mehr als jedes sechste (16 Prozent) will seine Flotten ausbauen.

Dem stehen lediglich sieben Prozent gegenüber, die mit einer kleineren Flotte planen. Von Tristesse ist also nur wenig zu spüren.

Dabei spielen Gebrauchtwagen zunehmend eine Rolle.  Bei 31 Prozent der Unternehmen gehören gebrauchte Pkw bereits zum Fuhrpark, weitere 34 Prozent wollen diese in den nächsten drei Jahren hinzunehmen. Gebrauchtwagen wandern in erster Linie in Firmenwagenpools (53 Prozent), aber auch in die Serviceflotte (48 Prozent).
 
"Wer akut ein Flottenfahrzeug braucht, ist mit einem Gebrauchtwagen gut bedient, da sie schnell verfügbar sind", so Schmidt. "Zwei bis drei Jahre alte Gebrauchte sind mit Blick auf die Besteuerung des Listenpreises oft günstiger für den Mitarbeiter als Neuwagen. Denn die Hersteller passen die Preise jährlich zwischen einem und vier Prozent an."