Wie die Hersteller unauffällig ihre Preise senken

Dank knapper ­Ware bei hoher Nachfrage haben Hersteller in den vergangenen Jahren ihre Autos ohne Rabatt zum Listenpreis verkaufen können. Viele nutzten dies aus und gönnten sich kräftige Preis­erhöhungen.

Nach Zahlen der ­Deutschen Automobil Treuhand (DAT) verteuerte sich der ­durchschnittliche Neuwagen in Deutschland von 2020 bis 2023 um 8290 Euro – von 36.340 auf 44.630 Euro. Doch der Markt hat gedreht und die Hersteller haben ein Problem: Die hohen Preise lassen sich nicht mehr durchsetzen – der Senf muss gewissermaßen wieder in die Tube. Und das am besten diskret.

Viele versuchen das über versteckte Preissenkungen, etwa indem sie neue Basis-Ausstattungslinien einführen oder in beste­hende Pakete mehr hineinpacken. Die Beispiele sind vielfältig. BMW ­etwa bietet beim iX die „Edition Sport“ mit Metallic­lackierung und Leichtmetall­rädern zum Preis der Basisversion an.

Beim Mercedes EQS wurde der Hyperscreen Serie, der bei kleineren Motorisierungen zuvor 7200 Euro Aufpreis gekostet hatte. Renault führte für den Megane E-Tech neue Untertypen ein. ­„Optimum Charge“ wurde dabei zu „Comfort Range“. Der Einstiegspreis liegt nun bei 35.600 Euro, was zu einer Ersparnis von bis zu 6700 Euro führen kann.

Den ­Kangoo E-Tech wiederum gibt es nun ­serienmäßig mit dem Multimediasystem Easy Link und digitalem Fahrerdisplay für 35.850 Euro – 3550 Euro weniger als ­zuvor. Toyota spendiert dem RAV4 Plug-in-Hybrid eine neue Einstiegsversion für 52.790 Euro und senkt für bestehende Varianten den Preis um 3000 Euro.

Die Liste der Beispiele ließe sich noch eine Weile fortsetzen. Dass die Hersteller behutsam vorgehen, ist kein Zufall. „Durch den Verzicht auf plakative Preissenkungen schonen die Hersteller und Importeure die Restwerte. Und auch das von vielen Herstellern initiierte Agenturmodell wird nicht sofort wieder unterlaufen“, erklärt DAT-Experte Martin Endlein.

Sinkt der Preis für Neuwagen, müssen auch Gebrauchte günstiger werden, um attraktiv zu bleiben. Leasinganbieter und Autobanken können dann bei Leasing­rückläufern womöglich nicht mehr die Preise realisieren, die sie zuvor kalkuliert haben.

Auch günstige Finanzierungen sowie Eigenzulassungen seien beliebte Werkzeuge, um diskret Preise ­anzupassen, so Endlein. „Wir ­beobachten das eine oder andere Verhalten bei fast allen Marken.“

Wie es anders geht, zeigt Tesla. Der Hersteller sorgte immer ­wieder mit Preissenkungen um mehrere Tausend Euro für Aufsehen, brachte damit aber Privatkunden gegen sich auf, die zuvor zum alten Preis gekauft hatten.

Dies galt auch für gewerbliche Kunden wie Autovermieter, deren Restwertkalkulationen nicht mehr aufgingen. Sixt warf Tesla aus dem Portfolio.

Dass Neuwagen generell günstiger werden, erwartet die DAT nicht. Endlein: „Allein durch die Gesetzgebung der EU, die zusätzliche Sicherheitssysteme und eine Verschärfung der Grenzwerte für Emissionen vorsieht, werden sich die Fahrzeuge weiter verteuern.“