Audi-Betriebsratschef: "Werden Outsourcing nicht kampflos mittragen"

Der Absatz ist eingebrochen, die Elektromodelle überzeugen bislang nicht: Audi fährt deswegen einen Sparkurs und fordert von der Belegschaft harte Einschnitte. Die sogenannte Schonungslos-Liste führt 15 Forderungen des Vorstands um Gernot Döllner auf.

Unter anderem sollen die Mitarbeiter in Deutschland auf tariflich zugesicherte Entgelterhöhung zunächst verzichten. Zudem könnten 1600 Mitarbeiter outgesourct werden. Die Automobilwoche hat Gesamtbetriebsratschef Jörg Schlagbauer Fragen zum Stand der Verhandlungen gestellt.

Herr Schlagbauer, Audi-Betriebsrat und IG Metall haben Ende Januar in einer Flugblatt-Aktion die sogenannte Schonungslos-Liste veröffentlicht, die der Vorstand in die Sondierungsgespräche über  Sparmaßnahmen eingebracht hat. Wie ist der aktuelle Stand, wann beginnen Verhandlungen?
 
Die Sondierungsgespräche waren sehr zeitintensiv und bilden eine gute Grundlage für die jetzt begonnen Verhandlungen.
 
Hat inzwischen ein Austausch zwischen der Arbeitnehmervertretung und dem Vorstand zu den Punkten auf der Vorstandsliste stattgefunden?
 
Die vom Audi Vorstand aufgestellten Maximal-Forderungen nach Entgelt-Kürzungen, Auslagerungen und Personalabbau gegenüber der Belegschaft waren sowohl Thema in den in Betriebsversammlungen, den BR Gremien, den Sondierungsgesprächen als sie es jetzt auch in den beginnenden Verhandlungen mit dem Vorstand und der Unternehmensleitung sind.“
 

Welche Forderungen des Vorstands sehen Sie besonders kritisch?
 
Der kritischste Punkte sind die Forderung nach einschneidenden Gehaltskürzungen beim Tarifentgelt, den tariflichen Leistungen, den übertariflichen Leistungen und nach der Komplett-Ausgründung zentraler Bereiche wie dem Vertrieb Deutschland sowie industrienaher Dienstleistungen wie Gastronomie und Werkservice (Haus- und Hofmeisterei, Werkschutz, Instandhaltung), aber auch die Verlagerungen von Tätigkeiten – internes Outsourcing - in sogenannte Shared-Service-Companies, beispielsweise aus den Bereichen Finanzen, Beschaffung oder Personal.

Ist ein Outsourcing von Finanzen, Beschaffung oder Personal überhaupt machbar?

Das geht an die Substanz des Unternehmens. Da reden wir beim geforderten Outsourcing, also der Komplett-Ausgründung in den eben von mir genannten drei Bereichen, allein über rund 1600 Kolleginnen und Kollegen.

Und das wäre echtes Outsourcing – also: Ausgründungen, die dann ihre Dienstleistungen als externe Gesellschaften wieder Audi anbieten. Eines muss dem Vorstand klar sein: wir verstehen den Sinn dahinter nicht und werden das auch nicht kampflos mittragen. Outsourcing ist für uns keine Lösung.

Wie ist der Stimmungslage unter der Belegschaft nach der Veröffentlichung der Vorstands-Liste?
 
Meine Kolleginnen und Kollegen diskutieren natürlich intensiv über die, an sie direkt vom Audi Vorstand gerichteten Forderungen nach Gehaltskürzungen sowie dem Aufgaben- und Personalabbau und sind sehr verunsichert und verärgert.

Es sind eben Hämmer dabei, wie bei den massiven Einsparungsabsichten bei der Entlohnung, die ausnahmslos alle Audianerinnen und Audianer treffen, vom Band über das Büro bis ins Management. Da herrscht eine große Betroffenheit. Und das, obwohl der Vorstand betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen hat.

Wie würden Sie da Verhältnis zum Vorstand beschreiben?

Ich glaube zwar, dass Audi immer noch eine besondere Firma ist und dass meine Kolleginnen und Kollegen extrem loyal gegenüber den vier Ringen sind – egal in welchen Zeiten. Aber Wertschätzung sieht nun mal anders aus. Das hinterlässt einen bitteren Beigeschmack.
 
Sind weitere Maßnahmen seitens der Arbeitnehmer geplant?
 
Wir verhandeln jetzt erstmal Schritt für Schritt, Thema für Thema. Qualität geht für uns vor Schnelligkeit. Und falls es notwendig wird, haben wir noch viele Ideen für Aktionen im Köcher.