Chinesische E-Autos machen Entwicklungssprung

Chinesische E-Autos treten in Europa nicht nur preislich immer aggressiver und erfolgreicher auf - sie entwickeln sich auch in technologischer Hinsicht rasant und holen bislang noch bestehende Rückstände gegenüber europäischen Herstellern rasch auf.

Zwischen 2021 und 2023 machten mehrere chinesische Marken die größten Sprünge nach vorn bei Innovationen im Bereich Elektroauto. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Mittwoch veröffentlichte Studie des Center of Automotive Management (CAM) mit Studienleiter Stefan Bratzel. Im Fokus der Untersuchung, die bewusst einen mehrjährigen Zeitraum abdeckt, standen die Faktoren Reichweite, Verbrauch und Ladeleistung.

Die stärksten Zuwächse erzielen demnach der Geely-Konzern (+51,8 Index-Punkte, gefolgt von SAIC (+35,4 Punkte), der VW-Group (+33,5 Punkte), BMW (31,3, Punkte) sowie BYD (25,2 Punkte) und Tesla (25,2 Punkte).

Tesla steht auf dem Innovations-Index zwar immer noch an erster Stelle, doch der Abstand zu den Elektro-Rivalen schmilzt.

Alle untersuchten Innovationen summiert, steht der Volkswagen-Konzern nun auf Rang 2, gefolgt von Geely, BYD und dem Hyundai-Konzern (siehe Grafik). Untersucht wurden insgesamt 512 einzeln bewertete Serieninnovationen (BEV) des Jahres 2023.

Mercedes fällt danach auf Rang 7 zurück, während BMW sich deutlich verbessert auf Rang 8. Die Stellantis-Gruppe bleibt auf Rang 9, während General Motors auf Rang 10 zurückfällt.

Klare Nachzügler im Bereich der Elektromobilität bleiben der Studie zufolge die japanischen Hersteller Toyota und Nissan, die nur auf den Plätzen 19 und 21 rangieren.

Besonders innovationsstark ist laut Studienleiter Bratzel der Geely-Konzern. So sei das Modell Zeekr 009 das weltweit erste Fahrzeug, das mit der neuen Qilin 3.0 Batterie von CATL ausgestattet ist. Sie verleiht dem Van eine Reichweite von bis zu 822 km nach dem chinesischen Fahrzyklus CLTC.

Bei BYD lobt Bratzel neben der Cell-to-Body-Technologie (CTB) Segmentneuheiten wie den Denza D9, der auf eine Reichweite von 620 km (CLTC) und auf eine Ladeleistung von 166 kW kommt.

Der Volkswagen-Konzern punktet Bratzel zufolge mit dem VW ID.7, der mit einem Verbrauch von 14,1 kWh/100 km das effizienteste Modell im Segment ist.

"Es zeigt sich, dass die innovationsstarken Automobilhersteller im Bereich batterieelektrischer Fahrzeuge derzeit auch zu den Marktführern der E-Mobilität zählen", fasst Bratzel seine Analyse zusammen. Neben der Innovationskraft spiele aber auch ein niedriger Anschaffungspreis für den künftigen Markterfolg eine zentrale Rolle.

"Einige chinesische Hersteller punkten derzeit bei beiden Erfolgsfaktoren. Für die Wettbewerber ergibt sich daraus eine doppelte Herausforderung: Sie müssen mindestens so viel innovativer sein, wie sie teurer sind."