Wegen Sanktionen: Russen fahren jetzt chinesisch

China ist seit Beginn des Ukraine-Kriegs Russlands wichtigster Partner. Peking und Moskau festigen ihre Allianz aktuell immer stärker. China hilft das unter anderem im Export, und abzulesen ist das am besten am Wachstum im russischen Automobilmarkt.

Die russischen Verkaufszahlen für den Monat März zeigen, dass chinesische Marken inzwischen den Markt dominieren. Neun der zehn meistverkauften Marken sind chinesisch. Nur der heimische Champion Lada liegt noch vor ihnen.

Nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 hatten sich westliche Autohersteller aus Russland zurückgezogen. Seitdem können Russen keine Neuwagen aus dem Westen mehr bestellen.

Diese Lücke hat China ausgefüllt. Russland war schon im vergangenen Jahr Chinas größter Autoexportmarkt mit einem Absatz von 841.000 Fahrzeugen (Januar bis November 2023). Das ist rund zweieinhalbmal so viel, wie die Chinesen in Europa verkaufen.

China braucht den Absatzmarkt, weil sich das Wachstum auf dem Heimatmarkt verlangsamt und sich die Nachfrage nach Elektroautos in mehreren Ländern Europas schwächer als erwartet entwickelt.

Die Nummer eins Lada liegt mit Abstand vorn. Im März stieg der Absatz um 65 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. In den ersten drei Monaten des Jahres waren es 43 Prozent. Lada gehört heute zur russisch kontrollierten AvtoVAZ-Gruppe. Ex-Eigner Renault hatte die Marke fallen gelassen, nachdem die Invasion begonnen hatte.

Die höchsten Zuwachsraten haben allerdings Autokonzerne wie Changan oder Geely. Li Auto ist ebenfalls frisch in den Markt eingetreten und startet mit dem Verkauf seines Plug-in-Hybridmodells L7. Chery ist mit der Marke Exeed auf Platz sechs, mit Omoda auf Platz sieben und mit Jetour auf Platz zehn vertreten.

Der russische Markt zieht im laufenden Jahr deutlich an. Im März wurden dort laut der Datenexperten von MarkLines mehr als 100.000 Fahrzeuge verkauft. Das sind mehr als doppelt so viele Einheiten wie im gleichen Zeitraum 2023.

Die zuständige Association of European Businesses (AEB) rechnet mit einem ordentlichen Absatzsprung im laufenden Jahr. Schon 2023 wurden eine Million Autos abgesetzt.

Der Autochef der Association of European Businesses, Alexey Kalitsev, nennt Gründe: Der Staat führt gegenwärtig verschiedene Unterstützungsmaßnahmen durch, um die lokale Produktion zu stimulieren. Das Ministerium für Industrie und Handel veröffentlichte Ende Februar eine aktualisierte Liste mit Marken, die zum Kauf "empfohlen" werden. Die Liste wurde um Modelle des Herstellers Avtotor erweitert, der Fahrzeuge chinesischer Marken zusammenschraubt. 

Russland war vor dem Krieg ein großer Produktionsstandort mit mehr als 1,5 Millionen gefertigter Fahrzeuge pro Jahr. Die Bank of Russia erwartet, dass eine Produktion von 1,5 Millionen im Jahr 2027 wieder möglich ist.

Für chinesische Marken ist es bislang preiswerter, ihre Autos zu importieren, als sie in Russland zu fertigen. Die Great-Wall-Marke Haval ist der einzige Hersteller mit einer Fabrik in Russland.