Fisker vor dem Aus: Partnersuche gescheitert

Die Krise beim Elektroauto-Hersteller Fisker verschärft sich. Ein große Autobauer, mit dem das Unternehmen seit Wochen Gespräche über eine Zusammenarbeit geführt hat, hat die Verhandlungen abgebrochen, wie Fisker in einer Pflichtmitteilung bekannt gab. Informationen der Automobilwoche zufolge gab es Verhandlungen mit Nissan. Offiziell bestätigt hat das Start-up das nicht.

Bei den Verhandlungen ging es um die Nutzung der Ocean-Plattform durch den Hersteller, eine finanzielle Unterstützung für Fisker sowie eine gemeinsame Produktion in Nordamerika. Bisher hat Fisker bei Magna in Österreich produzieren lassen, eine Produktion auf dem größten Markt USA würde Transportkosten und Zeit sparen.

Nissan hätte Fisker nicht nur das dringend benötigte Kapital zur Verfügung stellen können, sondern das Start-up auch beim Einkauf und beim Vertrieb unterstützen können. Das Unternehmen hat zunächst auf Direktvertrieb gesetzt, ist inzwischen aber in Europa und den USA auf der Suche nach Händlern. Nissan wiederum war zwar mit dem Leaf unter den Pionieren der Elektromobilität, hat inzwischen aber den Anschluss verloren und hätte von den frischen Ideen der Amerikaner ebenso profitieren können wie von der Technik.

Das Scheitern der Gespräche hat Folgen: Der Handel mit den Aktien des Unternehmens ist ausgesetzt worden, der Kurs lag ohnehin schon lange unter der kritischen Schwelle von einem US-Dollar. Zuletzt kostete eine Fisker-Aktie nur noch neun Cent. Zudem ist die Finanzierungszusage des polnischen Investmentfonds CVI gefährdet, die an einen Erfolg der Gespräche geknüpft war. Fisker will nun "strategische Optionen" prüfen. Noch ist Geld vorhanden, lange wird es aber nicht mehr reichen. In Frage kommen neue Investoren oder die Kooperation oder Verschmelzung mit einem anderen Hersteller.

Das Start-up von Designer und Unternehmer Henrik Fisker steckt bereits seit längerem in Schwierigkeiten, vergangene Woche wurde die Produktion des einzigen Modells Ocean für sechs Wochen gestoppt, weil Geld fehlte. Anfang März warnte das Unternehmen, es sei nicht sicher, ob der Geschäftsbetrieb fortgeführt werden könne.

Das größte Problem neben den Finanzen stellt offenbar der Vertrieb dar. Die Produktion ist erfolgreich angelaufen, aber im vergangenen Jahr hat Fisker erheblich mehr Autos gebaut als ausgeliefert. Momentan sinkt die Nachfrage nach E-Autos, weil sie deutlich teurer sind als vergleichbare Modelle mit Verbrennungsmotoren, weil die Kunden sich immer noch Sorgen um die Reichweite machen und weil die staatliche Förderung in großen Märkten wie Deutschland zurückgefahren wurde.

Hinzu kommt die Konkurrenz: In keinem anderen Segment ist das Angebot an E-Autos so groß wie bei den SUVs, dort tummeln sich nicht nur E-Auto-Hersteller wie Tesla und Rivian, sondern auch etablierte Autobauer wie VW, BMW und Mercedes. Fisker hat eine Erweiterung seiner Modellpalette geplant: Ein Pick-up, ein Sportwagen und ein Stadtauto sollten das Angebot ergänzen. Ob es angesichts der aktuellen Probleme jetzt noch dazu kommen wird, ist fraglich, denn die Entwicklung neuer Modelle kostet viel Geld.

Wie erfolgreich ein Pick-up gewesen wäre, lässt sich schwer vorhersagen. Ford hat die Produktion des F-150 Lightning mangels Nachfrage gedrosselt, Teslas Cybertruck und Rivians R1T kommen bisher nicht auf hohe Stückzahlen.

Ein kleines und bezahlbares Stadtauto aber hätte in den Metropolen dieser Welt sicher gute Chancen gehabt und ein schnittiger Sportwagen hätte vermutlich auch den einen oder anderen wohlhabenden Käufer gefunden – allein schon deshalb, weil es momentan wenig Konkurrenz gibt. Teslas immer wieder angekündigter zweiter Roadster ist bisher ebenso wenig fertig wie die ersten Porsche-Sportwagen mit Elektroantrieb.