Ford-Chef: Zölle sind "Goldgrube für unsere Wettbewerber"

Die vorerst aufgeschobenen US-Zölle gegen Mexiko und Kanada schaden nach Ansicht von Ford-Vorstandschef Jim Farley auch massiv den heimischen US-Autobauern. Dagegen würden etliche Rivalen aus Fernost kaum betroffen  und würden somit Wettbewerbsvorteile erlangen, beklagte Farley am Mittwochabend (Ortszeit) bei der Vorlage der Zahlen zum vierten Quartal.

Die kurzfristig verhängten, dann aber wieder vorläufig aufgeschobenen Zölle in Höhe von jeweils 25 Prozent gegen Kanada und Mexiko würden die US-Autoindustrie "Milliarden von Dollar" kosten, warnte Farley.

Zwar könne die Industrie die neuen Zölle "managen", wenn diese nur einige Wochen erhoben würden. Komme es damit aber zu einem Dauerzustand, sei auch Ford stark betroffen. „Wir müssten in den USA einige wichtige strategische Änderungen vornehmen - neue Werke bauen und so weiter, wenn das so weitergeht“, sagte Farley. "Es ist offensichtlich, dass die Auswirkungen verheerend sind."

In einer Telefonkonferenz mit Analysten sagte Farly: „Es gibt Millionen von Fahrzeugen, die in unser Land kommen und für die diese (zusätzlichen Zölle) nicht gelten. (...) Das ist eine Goldgrube für unsere Wettbewerber." 

Farley schlug vor, die neue US-Regierung solle besser auch gegen andere Länder zusätzliche Zölle erheben, um diese Ungleichbehandlung auszugleichen. "Wenn wir also eine Zollpolitik haben wollen, dann sollte sie besser umfassend für unsere Industrie sein." Europa nannte er in diesem Zusammenhang zwar nicht explizit, aber die europäischen Exporte sind bislang noch von zusätzlichen Zöllen ausgenommen.

Wettbewerber wie Hyundai, Kia und Toyota könnten Millionen von Fahrzeugen in die USA nahezu ohne Zollgebühren importieren, klagte Farley gegenüber dem TV-Sender CNBC. Auf die heimischen US-Autobauer kämen aber hohe Zollgebühren hinzu durch die eng gestrickten Lieferketten mit Mexiko und Kanada.

Das Weiße Haus und der Kongress hätten dagegen zugesagt, die US-Autoindustrie zu stärken und nicht zu schwächen, beklagte sich der Ford-Chef weiter bei CNBC.

Laut dem Datenanalysten GlobalData stammen im vergangenen Jahr 46,6 Prozent aller in den USA verkauften Fahrzeuge aus dem Ausland. Aus Mexiko kamen 16,2 Prozent, aus Südkorea 8,6 Prozent und aus Japan 8,2 Prozent der Importfahrzeuge.

Tatsächlich zahlen Hersteller aus Südkorea derzeit keine Zollgebühren bei Exporten in die USA, während auf Fahrzeuge aus Japan eine Zollgebühr von 2,5 Prozent anfällt.

Der amerikanische Konzern General Motors gehört zu den Herstellern, die in Südkoreas Autos bauen und in den USA verkaufen.

Sollten die Zölle gegen Kanada und Mexiko wieder in Kraft treten, wären die meisten internationalen Autohersteller betroffen. Volkswagen, BMW, Mercedes-Benz, Stellantis, Toyota, Nissan, Honda und Mazda betreiben allesamt Werke, die in Mexiko oder Kanada stehen.

Nicht betroffen von den zusätzlichen Zollgebühren gegen Mexiko und Kanada ist der japanische Hersteller Mitsubishi. Er ist der einzige japanische Autobauer ohne Produktionsbasis in Nordamerika.

„Es wird fast keine direkten Auswirkungen der Zölle auf unser Unternehmen geben“, hatte Mitsubishi-CEO Takao Kato am Montag erklärt.