Gescheiterte VW-Renault-Kooperation: Rückschlag für Europas Autobranche

Man sollte meinen, dass alte Rivalitäten zwischen Europas Autobauern angesichts der enormen Herausforderungen durch die Regulierung, die industriellen Rahmenbedingungen und die wachsende chinesische Konkurrenz an Bedeutung verlieren. Und man sollte meinen, dass mögliche Bedenken über eine große Wertschöpfung außerhalb Deutschlands für Gewerkschafter inzwischen ihren Schrecken verloren haben. Das haben sie aber offenbar nicht.

Der Abbruch der fortgeschrittenen Gespräche zwischen Renault und der Volkswagen-Gruppe über eine Nutzung der von Renault entwickelten Elektro-Plattform für kleine, günstige Stromer schadet sowohl Renault als auch Volkswagen. Für Renault treten die erhofften Synergien und Skaleneffekte nun erst deutlich später ein, die bei einem Einstieg von VW zu erwarten gewesen wären. Und Volkswagen muss sich jetzt mindestens ein, realistisch betrachtet aber wohl eher zwei Jahre gedulden, bis ein günstiger (nicht billiger) E-Kleinwagen vom Band laufen kann. Das ist wertvolle Zeit, die die Rivalen aus China gewiss gut nutzen werden.

Sicher, es ist besser, nicht auf ein Pferd zu steigen, von dem man annimmt, es würde ohnehin nie ins Ziel gelangen. Doch wenn sich VW herabgelassen hätte, in einem wichtigen Marktsegment mit einem langjährigen europäischen Rivalen zu kooperieren, hätte dies Signalwirkung gehabt für weitere Projekte zwischen beiden Seiten und auch für Projekte zwischen ganz anderen europäischen Partnern.

VW liefert bekanntlich bereitwillig seine MEB-Plattform an Ford, um den ersten rein elektrischen Kompaktwagen von Ford für den europäischen Markt bauen zu können - den in wenigen Tagen in Köln vom Band laufenden Explorer.

Es ist eine klassische Win-Win-Kooperation, beide Seiten profitieren von der ungewöhnlichen Zusammenarbeit. In der Vergangenheit brachten sicher nicht alle Entwicklungs- und Produktionspartnerschaften den erhofften Erfolg - doch Alleingänge haben in der harten neuen Autowelt noch weniger Erfolgsaussichten. 

Nun bleibt zu hoffen, dass ein gescheitertes Großprojekt nicht zwingend das Aus für andere Kooperationen unter den Europäern bedeutet. Die Kräfte bündeln, Stärken gemeinsam ausbauen und Schwächen gemeinsam ausbügeln, so könnte es gelingen, den starken Rivalen aus Fernost eine ebenso starke Antwort entgegenzusetzen.