Der Autobauer Mercedes-Benz hat den Plan einer ausschließlich vollelektrischen Generation von Baureihen auf der neuen Plattform MB.EA ab 2028 verworfen. Das teilte das Unternehmen am Montag auf Anfrage mit. Demnach soll die Produktion weiter flexibel für Verbrenner- und Elektroantriebe aufgestellt sein. So können hohe Investitionen in Fabrikanlagen vermieden werden. Zuvor hatte das "Handelsblatt" über den Entwicklungsstopp einer neuen Plattform für elektrische Modelle wie etwa der S-Klasse berichtet. Konkret zu der Plattform äußerte sich der Autobauer zunächst nicht.
Mercedes teilte jedoch mit, dass bis in die 2030er-Jahre hinein sowohl Elektroantriebe als auch Verbrenner produziert werden sollen. "Das Tempo der Transformation bestimmen die Marktbedingungen und die Wünsche unserer Kundinnen und Kunden", teilte das Unternehmen mit.
Betroffen sein dürften die Nachfolge-Generationen von E- und S-Klasse. Diese haben mit EQS und EQE bereits ein elektrisches Pendant. Geplant war, auch diese Fahrzeuge später auf die Plattform MB.EA zu stellen, die ab 2026 eingeführt wird. Auf dieser rein elektrischen Plattform sind bereits eine neue C-Klasse und ein GLC geplant, die fertig entwickelt sind und in zwei Jahren Marktstart feiern sollen. Hier wird nichts mehr geändert. Die Verbenner-C-Klasse läuft weiter parallel. Bei den größeren Modellen sieht Mercedes nun offenbar weiteres Potenzial in der bereits fertigen EVA2-Plattform, auf der EQS und EQE stehen. Sie erlaubt ebenfalls Anpassungen bei Batterietechnlogie, Design oder Infotainment.
Die Abkehr einer neuen Generation rein elektrischer Fahrzeuge im oberen Segment ist auch eine Reaktion auf die zuletzt stark gestiegenen Entwicklungskosten, die in den vergangenen Quartalen meist über dem Plan lagen. Ursprünglich wollte Mercedes hier im Vergleich zum Jahr 2019 deutlich weniger investieren. Die Einführung des eigenen Betriebssystems MB.OS, der Anlauf der MMA-Plattform für die Kompaktfahrzeuge der nächsten Generation sowie neue Modelle wie etwa einen kleinere Version der elektrischen G-Klasse verschlingen allerdings viel Geld.